Zusammenfassung
Seit Anfang des zweiten Jahrzehntes des vorigen Jahrhunderts erlangte auch das Studium der in der Natur vorkommenden organischen Stoffe wieder größere Bedeutung. Im Jahre 1811 machte Kirchhoff1) die für die Wissenschaft und Industrie wichtige Entdeckung, daß sich Stärkemehl durch Kochen mit verdünnten Säuren in Traubenzucker verwandeln läßt.2) Dieselbe erregte sofort so lebhaft das allgemeine Interesse, daß schon 1812, auf Anregung von Döbereiner, der Großherzog Carl August in der Nähe von Weimar eine Stärkezuckerfabrik errichten ließ. Wegen der Aufhebung der Kontinentalsperre gingen aber die erhofften Erfolge nicht sofort in Erfüllung, und es bedurfte noch einer Reihe von Jahren, bis jene Entdeckung industrielle Bedeutung erlangte. Im Anschluß an diese Beobachtung hat dann Kirchhoff seine Versuche auch auf die Zuckerbildung aus Malz ausgedehnt. Diesen Vorgang erklärte er auf folgende Weise3): „Der Kleber bewirkt die Zuckerbildung im gekeimten Samen und im Mehl, das mit heißem Wasser abgebrüht wird. Durch das Keimen erlangt der Kleber die Eigenschaft, eine noch größere Menge Stärke zu versüßen, als im Samen befindlich ist.“
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Literatur
G. L. Kirchhoff, geboren 1764 zu Teterow in Mecklenburg, und gestorben 1833 in Petersburg, wohin er als Apothekergehilfe gekommen war und wo er später Oberapotheker und Adjunkt der Akademie wurde, hat wesentlich Arbeiten veröffentlicht, die neben dem wissenschaftlichen auch ein praktisches Interesse besitzen.
1811 der Akademie in Petersburg mitgeteilt; Schw. 4, 108 (1812).
Schw. 14, 389 (1814).
A. ch. [2] 53, 73 (1833).
Henri Braconnot (1781–1855), geboren zu Commency, war zuerst Apotheker in Straßburg und wurde 1807 Direktor des botanischen Gartens und Professor der Naturwissenschaften in Nancy. In dieser Stellung verblieb er bis zu seinem Tode. Er hat mit Vorliebe und großem Eifer die in den Pflanzen vorkommenden Substanzen studiert.
a. ch. [2] 12, 172 (1819).
A. ch. [2] 13, 119 (1820).
A. ch. [2] 9, 187 (1818).
J. Berz. 11, 283.
William Prout (1785–1850) war in London als praktischer Arzt tätig. Er beschäftigte sich nicht nur mit chemischen Untersuchungen, welche für die Medizin von Interesse waren, sondern auch mit Vorliebe mit theoretischen Spekulationen. Am bekanntesten wurde sein Name durch die von ihm aufgestellte Hypothese, daß die Atomgewichte aller Elemente ganze Vielfache des Atomgewichts von Wasserstoff sind.
On the ultimate composition of simple alimentary substances; Phil. Tr. 1827, 355.
A. 51, 30 (1844).
Phil. Tr. 1818, 420.
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Graebe, C. (1920). Untersuchungen über verschiedene aus dem Pflanzen- und Tierreich stammende Stoffe. In: Geschichte der organischen Chemie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-65017-8_8
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