Spekulative Erdhistorien

Zusammenfassung

Wo erst wenige Tatsachen bekannt sind, liegt Verallgemeinerung nahe. Auch Stenos „Prodromus“ verallgemeinert aufgrund nicht näher geschilderter Befunde, die allenfalls in der nie geschriebenen ausführlicheren Abhandlung dargestellt werden sollten. Ein großer Verallgemeinerer war der italienische Mönch Lazzaro Moro (1687–1740). Im Jahre 1707 erhob sich im Santorin-Archipel die vulkanische Insel Nea-Kaimeni, die er dann offenbar persönlich besucht hat. Schon 1538 war an der Küste von Neapel der Monte Nuovo binnen zweier Tage als vulkanischer Kraterberg entstanden. Auf diese Ereignisse gründet Moro sein Werk über „Neue Untersuchung der Veränderung des Erdbodens ...“ (ital. 1740, deutsch 1751). Seine Deutung geht dabei dahin, daß „eine erschreckliche unterirdische Gewalt“ und ein „unmäßig ausgebrochenes Feuer“ alles feste Land mit seinen oft gefalteten und zerbrochenen Gesteinen von jeher aus dem Meeresboden aufsteigen ließ, wobei es zermahlen, zerstäubt und physikalisch wie chemisch verändert wurde. Anfangs fehlte das Leben noch, das erst „am fünften Tage der Schöpfung“ in- und außerhalb des Meeres entstand und mit seinen fossilen Resten in den am Meeresboden gebildeten und dann auch gehobenen Schichtgesteinen sicheres Zeugnis von diesem bis heute weitergehenden Geschehen liefert. Dabei klingt, wie auch bei Steno, bereits die fazielle Thematik an: „Von allen Meertieren entstand ein Teil in weicher Erde, ein anderer in Sand, ein anderer in Ton, ein anderer in Steinen, welches alles die Berge ausgeworfen hatten; daher die meisten Tiere gem bleiben, wo sie geboren sind, und sich selten weit davon entfernen.“

Fairyland of science — Feenland der Wissenschaft

F. D. Adams (1938)