Das Ende in Welkersdorf

Zusammenfassung

Am 6. Juni 1944, morgens um 6.30 Uhr landeten die Truppen der Alliierten in der Normandie. An der komplizierten Berechnung von Ebbe und Flut im Landungsgebiet soll der Mathematiker John von Neumann (1903–1957) durch Entwicklung von Maschinen zur elektronischen Datenverarbeitung maßgebend beteiligt gewesen sein. (Als Student hatte ich bei ihm noch Vorlesungen gehört.) Ende Januar 1945 erreichten russische Truppen Frankfurt/Oder und standen in Schlesien vor Breslau. Wir konnten das Schießen von der näherrückenden Front in Welkersdorf hören. Den russischen Truppen wollten wir nicht in die Hände fallen. Strughold hatte sich bereits im Januar nach Göttingen „abgesetzt“. Wir wollten aber unsere Apparate, Verstärker und Oszillographen nicht zurücklassen. So packten wir das Wichtigste in Kisten — das Wichtigste war nicht unsere persönliche Habe, sondern unsere wissenschaftlichen Instrumente; das Wichtigste waren zudem Frau und die Tochter Swantje, gerade fünf Jahre alt. Die Kisten fuhr uns der Bauer Schwertner zum Bahnhof Greiffenberg. Sie waren als Wehrmachtsgut deklariert und trugen die Adresse unserer („dienstverpflichteten“) Mitarbeiterin Herta Tscharntke. Die Kisten nach Berlin zu schicken, war sinnlos; die Stadt war zerstört. In unserem Haus in Potsdam waren wir seit Monaten nicht mehr gewesen. Zudem sollten die Sachen so weit wie möglich nach Westen.