Zusammenfassung
In der Kriminologie scheint es so, als sollte sich allmählich anstelle des Begriffs der Straftat bzw. des Verbrechens der des abweichenden Verhaltens durchsetzen, der aus der USamerikanischen (Kriminal-)Soziologie stammt. Anders als in vergleichbaren Fällen, in denen Sparten der Kriminologie den Begriff der Straftat für sich zu operationalisieren versuchen - zu denken ist hier etwa an den Begriff der Aggression in der Kriminalpsychologie oder den der Psychopathie in der Kriminalpsychiatrie - erreicht dieses Konzept erstaunliche Akzeptanz. Anscheinend umschließt es nämlich den gesamten Bereich der Kriminalität, also des mit Strafe bedrohten Verhaltens, und nicht nur ein Teilgebiet. Allerdings umfaßt das abweichende Verhalten darüber hinaus noch weitere Phänomene. Regelmäßig genannt werden hier Suizid, psychische Erkrankungen, Prostitution, Drogensucht (einschließlich Alkoholismus) und „Asozialität“ (etwa Landstreicherei, Bettelei); im Einzelfall reicht die Liste, von Autor zu Autor verschieden, sogar noch sehr viel weiter: Angefangen von Kuriositäten wie „Punk- und Rockerverhalten“ 1 , „Sektierertum“ 2 oder „Terrorismus“ 3 über Homosexualität, ja eigentlich allen von der katholischen Kirche abgelehnten Formen der Sexualität 4 , bis hin zu Phänomenen zumeist schicksalsbedingter Benachteiligung wie Armut, Obdachlosigkeit und körperlicher Behinderung 5. Kurzum: Abweichendes Verhalten soll einer gärigigen Definition zufolge die „Verletzung von Erwartungen der quantitativ größten Zahl der Mitglieder einer Gesellschaft“ sein 6.
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Scheffler, U. (1996). Diskriminierung von sozialen Randgruppen durch das kriminalsoziologische Konzept abweichenden Verhaltens ? Probleme und Alternativen. In: Joerden, J.C. (eds) Diskriminierung Anti-diskriminierung. Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Ethik an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-61193-3_7
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