Zusammenfassung
Grundsätzlich müssen wir trennen: Erstens eine unter Achsendeformierung abgeheilte oder abheilende kindliche Fraktur als allgemeines Problem der Frakturbehandlung oder als bewußte Inkaufnahme einer Achsenabweichung in Kenntnis spontaner Korrekturmechanismen am wachsenden Skelett [8, 10, 16, 20]. Als zweites kommt es — als Besonderheit der Fraktur des wachsenden Skeletts — zu einer Reaktion der Fugen auf die Fraktur mit posttraumatischer Wachstumsstörung als pathophysiologische Traumafolge der Fraktur [18, 26, 27]. Die Lokalisation der kindlichen Fraktur — ob metaphysär oder epiphysär — ist für die Stimulation der Fugen zunächst prinzipiell nicht relevant. Beides — fehlverheilte kindliche Fraktur und Wachstumsantwort der Fugen auf die Fraktur — beeinflussen in gegenseitiger Wechselwirkung die kindliche Frakturheilung. Insofern erfährt jede Fraktur am kindlichen Skelett ein Mehr oder Minder epiphysärer Durchblutung oder durch weitere — bislang unbewiesene Thesen — durch hormonelle und immunologische [38] stimulative Faktoren eine Wachstumsstörung: Ob diese Wachstumsstörung als eine „objektivierbare Fehlheilung“ klinisch relevant ist, bleibt im Einzelfall kritisch zu würdigen. Von vorneherein ist aber festzuhalten, daß fehlverheilende kindliche Frakturen — wenn überhaupt — nur sehr bedingt mit Fehlbehandlungen im forensischen Sinn zu tun haben [24].
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Müller, K.H. (1997). Spontane Korrekturen nach fehlverheilten kindlichen Frakturen der unteren Extremität. In: Strecker, W., Keppler, P., Kinzl, L. (eds) Posttraumatische Beindeformitäten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-60727-1_20
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