Zusammenfassung
Sozialgeschichtliche Untersuchungen über die Professorenschaft im Deutschen Kaiserreich belegen, daß überdurchschnittlich viele Hochschullehrer der Generation Hans Spemanns aus dem sogenannten Bildungsbürgertum entstammten. Zugleich weisen sie den Trend nach, daß im Zuge der prosperierenden ökonomischen Entwicklung nach 1880 ein wachsender Anteil der Nachwuchswissenschaftler und Universitätsprofessoren aus dem Wirtschaftsbürgertum kam.58 Diese „Verzahnung von Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum“‚59 wie sie am Beispiel der akademischen Elite Deutschlands deutlich wurde, lag darin begründet, daß beide bürgerliche Schichten offenkundig günstige soziale und ökonomische Voraussetzungen für die wissenschaftliche Karriere eines jungen Menschen boten. Zu diesen zählten:
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Finanzieller Wohlstand als Voraussetzung für den Besuch guter Schulen und Universitäten, sowie für die Existenzsicherung der Nachwuchswissenschaftler während der fmanziell kargen Doktoranden-, Assistenten- und Privatdozentenjahre.
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Eine die geistigen und musischen Fähigkeiten fördernde Erziehung, die in Familie und Schule vermittelt wurde.
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Die Weitergabe bestimmter Ideale und Werte) welche eine arbeitsintensive akademische Karriere erstrebenswert erscheinen ließen. Zu diesen gehörten ein ausgeprägtes Arbeitsethos, das insbesondere Fleiß, Disziplin und Sorgfalt einschloß, das Humboldtsche Bildungsideal mit seiner Vorstellung von zweckfreier Wissenschaft sowie ein bürgerliches Kulturbewußtsein, welches in der Verehrung deutscher Klassiker, namentlich Goethes und Schillers, einen charakteristischen Ausdruck fand.
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Fäßler, P.E. (1997). Stuttgart (1869–1891): Kindheit und Jugend. In: Hans Spemann 1869–1941 Experimentelle Forschung im Spannungsfeld von Empirie und Theorie. Schriften der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, vol 1. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-60724-0_2
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