Zusammenfassung
Die effiziente Allokation von knappem Eigenkapital stellt für Kreditinstitute zur Zeit eines der herausragenden Probleme im Rahmen der Gesamtbanksteuerung dar. Dabei bewegen sich die Banken in einem Spannungsfeld zwischen verschärften Regulierungsvorschriften zur Eigenkapitaldeckung auf der einen Seite und der wachsenden Dynamik extemer Märkte auf der anderen. Die Regulierung verlangt in zunehmendem Maße die rechnerische Unterlegung risikotragender Geschäfte mit haftendem Eigenkapita1, um die Gesamtrisikoposition der Banken zu begrenzen und damit das Bankensystem insgesamt zu stabilisieren [Bas196a; Bas96b]. Gleichzeitig bewegen sich die Kreditinstitute in einem dynamischer werdenden WettbeweIbsumfeld, das einen effizienten Einsatz sowie eine schnelle Reallokation der knappen Ressource Eigenkapital in die produktivsten Verwendungsmöglichkeiten fordert. Um dieser Herausforderung zu begegnen, werden in der Literatur hierarchische Planungsansatze vorgeschlagen, die mittels Eigenkapitalzuweisungen für einzelne Geschäftsbereiche - bis hinunter zu den einzelnen Händlern - die Verwendung des Eigenkapitals regulieren sollen. Dabei wird die A1lokation auf Basis risikobereinigter Rentabilitätskennzahlen (wie z. B. der RORAC-Kennziffer) unter Verwendung interner Modelle zur Risikomessung durchgefuhrt [ScLi97; BrHo97]. Auf Gesamtbankebene sind bei der Allokation entsprechende Korrelationseffekte zwischen den eigenkapitalbindenden Geschäften sowie weitere Nebenbedingungen [Schi97, 494] zu berücksichtigen. Die entstehenden Planungssituationen werden aufgrund der Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten extrem kompliziert. Schierenbeck/Lister merken dazu an, daß „lediglich die mathematisch sehr komplexen und aufwendigen LP-Ansätze (…) in der Lage (sind), die (…) Maximierung des gesamtbankbezogenen RORAC (…) unter Berücksichtigung aller Nebenbedingungen zu generieren.“ [ScLi97, 499] Solche LP-Modelle sind zwar theoretisch dazu fähig, optimale Losungen zu ermitteln, sie sind jedoch äußerst zeit- und datenintensiv. Zudem miissen alle notwendige Information von den dezentralen Geschäftseinheiten kommuniziert und auf Zwischenstufen aggregiert werden, was entsprechende Transaktionskosten verursacht. Weiterhin generieren LP-Ansätze nur dann tatsächlich optimale Ergebnisse, wenn alle Geschäftsmöglichkeiten, die sich bis zum Ende des Planungshorizonts ergeben, ex ante tatsächlich bekannt sind. Dies ist in einem dynamischen Umfeld nicht zu erwarten. Aus dieser Problematik resultiert das in der Literatur seit langem diskutierte Problem, ob zentrale LP-Ansätze zur Unternehmenssteuerung sinnvoll eingesetzt werden können, da sie zwar theoretisch überlegen sind, an den praktischen Anforderungen jedoch häufig scheitern [Rolf92, 2; ScTe96, 179].
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturverzeichnis
Basler Ausschuss für Bankenaufsicht: Änderung der Eigenkapitalvereinbarung zur Einbeziehung der Marldrisiken. Basel 1996.
Basler Ausschuss für Bankenaufsicht: Überblick über die Änderung der Eigenkapitalvereinbarung zur Einbeziehung der Marldrisiken. Basel 1996.
Brüning, J.-B.; Hoffjan, A.: Gesamtbanksteuerung mit Risk-Return-Kennzahlen. In: Die Bank (1997) 6, S. 362–369.
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen: Bekanntmachung über die Änderung und Ergänzung der Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute vom 29. Oktober 1997. http://www.bakred.de. 1997.
Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen: Erläuterungen zur Bekanntmachung über die Änderung und Ergänzung der Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute. http://www.bakred.de/. 1997.
Gomber, P.; Schmidt, C.; Weinhardt Ch.: Synergie und Koordination in dezentral planenden Organisationen. In: Wirtschaftsinformatik 38 (1996) 3, S. 299–307.
Gomber, P.; Schmidt, C.; Weinhardt Ch.: Elektronische Märkte für die dezentrale Transportplanung. In: Wirtschaftsinformatik 39 (1997) 2, S. 137–145.
Gross, H.; Knippschild, M.: Risikocontrolling in der Deutsche Bank AG. In: Rolfes, B.; Schierenbeck, H.; Schüller, S. (Hrsg.): Risikomanagement in Kreditinstituten, Frankfurt 1995, S. 69–109.
Güth, W.: Preisregeln für Auktionen und Ausschreibungen: Eine ordnungspolitische Analyse. In: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 115 (1995), S. 1–26.
Kräkel, M.: Auktionstheorie und interne Organisation. Gabler Verlag, Wiesbaden 1992.
Lohmann, M.; Schmalz, A.; Weinhardt, Ch.: ADAMCO - An Agent Architecture with Domain Independent, Adaptive, Multiple Coordination Behavior. In: Potter, D.; Matthews, M., Ali, M. (Hrsg.): Proceedings of the Tenth International Conference on Industrial and Engineering Applications of Artificial Intelligence and Expert Systems (IEA-AIE 1997), Gordon and Breach Science Publishers, 1997, S. 151–159.
Riebel, P.: Überlegungen und Fallstudien zur Bedeutung der Entscheidungssequenz für die Unternehmensrechnung. In: Stöppler, S. (Hrsg.): Information und Produktion - Beitrag zur Unternehmenstheorie und Unternehmensplanung, Stuttgart 1985, S. 243–276.
Rolfes, B.: Moderne Investitionsrechnung, München 1992.
Pfingsten, A; Rechtien, C.; Vogelsang, C.: Die Marktzinsmethode als Heuristik: Eine gute Entscheidungsregel bei unvollkommenen Kapitalmärkten?. Diskussionsbeitrag 97––05, Institut fur Kreditwesen, Universität Münster 1997.
Sandbiller, K.: Dezentrale Eigenkapitalsteuerung in Banken mit Hilfe interner Elektronischer Märkte. In: Wirtschaftsinfonnatik 38 (1996) 3, S. 293–298.
Schierenbeck, H.: Ertragsorientiertes Bankmanagement, Band 2, Risikocontrolling und Bilanzstruktur-Management. 5. Auflage, Wiesbaden 1997.
Schierenbeck, H.; Lister, M. (1997): Integrierte Risikomessung und Risikokapitalallokation. In: Die Bank (1997) 8, S. 492–499.
Schmidt, R.H.; Terberger, E.: Grundzüge der Investitions- und Finanzierungstheorie. 3. Auflage, Wiesbaden 1996.
Smithson, C.: Capital Budgeting - How Banks Measure Perfomance. In: RISK 10 (1997) 6, S. 40–41.
Vickrey, W.: Counterspeculation, Auctions and Competitive Sealed Tenders. In: Journal of Finance, 16 (1961), S. 8–37.
Zelewski, S.: Elektronische Märkte zur Prozeßkoordinierung in Produktionsnetzwerken. In: Wirtschaftsinformatik 39 (1997) 3, S. 231–241.
Zöller, R.: Marginal Value-at-Risk. In: Schröder, M. (Hrsg.): Quantitative Vefahren im Finanzmarktbereich. 1. Aufi., Baden Baden 1996, S. 115–132.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this paper
Cite this paper
Klein, S.P. (1998). Verauktionierung von Eigenkapitallimiten. In: Weinhardt, C., Selhausen, H.M.z., Morlock, M. (eds) Informationssysteme in der Finanzwirtschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-60327-3_23
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-60327-3_23
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-64355-2
Online ISBN: 978-3-642-60327-3
eBook Packages: Springer Book Archive