Heinz Kirchhoff

Zusammenfassung

Prof. Heinz Kirchhoff ⁴⁹) konnte, wie vor ihm schon H. Martins, aus denselben Gründen den Kongreβ nicht an seinem Amtssitz in Göttingen ausrichten, sondern lud nach Lübeck-Travemünde ein. Er war der erste Präsident aus der Nachkriegszeit, welcher seine Eröffnungsansprache unter ein aktuelles Leitthema stellte. Heinz Kirchhoff wählte dafür Überlegungen zur „Manipulierbarkeit des Menschen“ und gab in der Tat ein Beispiel für seine geradezu prophetische Weitsicht, denn er sah das Problem genetischer Eingriffe am Menschen voraus, drei Jahrzehnte bevor sich konkrete Möglichkeiten abzuzeichnen begannen: Züchtung eines „Übermenschen“, Manipulation an menschlichen Chromosomen, vorgeburtliche Geschlechtswahl, selbst Begriffe wie Leihmutterschaft tauchten in seiner Rede auf Zur heterologen Insemination nahm er vorsichtig positiv Stellung, was angesichts der damals kritisierten Praxis weniger Frauenärzte ein mutiges Bekenntnis aus dem Munde des Präsidenten der Gesellschaft war. Deutlich war seine Kritik an der Haltung der Katholischen Kirche zur Empfängnisverhütung⁵⁰). Die Frage des Beginnes menschlichen Lebens sprach er im Zusammenhang mit der Problematik der intrauterinen Kontrazeption und der „Pille danach“ an, grenzte beides als nidationshemmend deutlich vom Schwangerschaftsabbruch ab, die Vorstellungen von der „Leibesfrucht„ wurden erörtert. Kirchhoff berief sich dabei auf führende Juristen. Im Kongreβprogramm kamen Sozialmedizin (M. Pflanz, H. Heiss, H Roemer) zu Wort und „Psychosomatische Aspekte“ wurden von A. Mitscherlich⁵¹⁾ souverän erörtert. Die Frühstadien des Cervixkarzinoms besprachen E. Burghardt (formalpathologisch) und K. G. Ober (klinisch); in einem Rundtischgespräch wurde das Thema weiter vertieft, wobei dieses — wie schon vier Jahre früher bei Werner Bickenbach — durch die Leitung, die der Präsident selbst übernahm, besonderes Gewicht erhielt.