Zusammenfassung
Eine beträchtliche Anzahl von Menschen mit Bewegungsstörungen verfügt nicht oder nicht ausreichend über die Möglichkeit, sich mit Hilfe der Lautsprache zu verständigen. Die Bedeutung einer intakten Lautsprache für die Lebensqualität lässt sich von denjenigen, die selbstverständlich über dieses Kommunikationsmedium verfügen, nur erahnen. Eindrucksvoll und bedrückend machen Autobiografien von betroffenen Menschen deutlich, wie stark soziale Beziehungen, Selbstwertgefühl, Selbständigkeit und gesellschaftliche Akzeptanz von der Fähigkeit, lautsprachlich kommunizieren zu können, abhängig sind. So schildert u.a. Ruth Sienkiewicz-Mercer (1991) ihre Situation in einer Einrichtung für Schwerstbehinderte wie folgt:
„Ich wollte endlich wissen, warum sie so grob zu mir waren und weshalb sie mit mir redeten, als wäre ich schwachsinnig. In der Hoffnung, eine Reaktion—irgendeine Reaktion—zu ernten, gab ich verschiedene Laute von mir und zeigte ebenso viele mimische Äußerungen, aber sie ignorierten mich weiterhin. Sie hielten meine Ja- und Nein-Zeichen für sinnlose Gebärden, und ich hatte keine Möglichkeit, mich auf andere Weise verständlich zu machen. Solange diese Leute mich für schwachsinnig hielten und meine mimischen und lautlichen Äußerungen nicht wahrnahmen, war ich dazu verurteilt, ohne Stimme zu bleiben.“
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Braun, U. (2001). Unterstützte Kommunikation für nichtsprechende Menschen—Verständigung ist auch ohne intakte Lautsprache möglich!. In: Lohse-Busch, H., Riedel, M., Graf-Baumann, T. (eds) Das therapeutische Angebot für bewegungsgestörte Kinder. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-59567-7_21
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