Gibt es ultrastrukturelle Veränderungen, die zu einer Divertikelbildung prädestinieren?

Zusammenfassung

Die meisten Divertikel des Kolons, ob echte oder falsche, entwickeln sich infolge eines chronisch erhöhten intraluminalen Drucks. Dieser Druck führt zu einer Hernierung der Mukosa und der Submukosa durch die relativ schwachen Areale der zirkulären Muskelschichten des Kolons. Diese Schwachpunkte sind meist dort lokalisiert, wo die submukosalen Blutgefäße durch den Muskel treten, also meistens auf der mesenterialen Seite. Die Tatsachen, dass Divertikel meist durch den Muskel treten, dass sie fast nie im Rektum, sondern meist im Sigma auftreten, dass die Erkrankung erst ab dem 40. Lebensjahr auftritt und dann immer häufiger wird, lässt die Frage aufkommen, ob und warum ultrastrukturelle Veränderungen der Darmwand gerade an diesem Muskel, im Sigma oder im Alter auftreten, die dann zur Divertikulose prädestinieren. Abgesehen von einigen seltenen Bindegewebserkrankungen (Almy u. Howell 1980) sowie dem Marfan-Syndrom oder den verschiedenen Ehlers-Danlos-Erkrankungen, gibt es keine Hinweise für eine angeborene Divertikuloseneigung. Veränderungen des Kollagen-und Elastinstoffwechsels bei Patienten mit Divertikulose und beim Tier haben jedoch ein Modell der Divertikelpathophysiologie entstehen lassen, das hier vorgestellt wird.