Zusammenfassung
Die Notwendigkeit einer Diagnostik der erektilen Dysfunktion wird von den Experten im deutschsprachigen Raum kontrovers diskutiert: Auf der einen Seite stehen Kollegen, die dazu neigen, die Problematik der Störung auf die „Orthopädie“des Erektionsmechanismus zu reduzieren und die orale Pharmakotherapie als Allheilmittel propagieren, aus dieser Konzeption dann konsequenterweise jede Diagnostik für überflüssig halten und unter Berufung auf den Allgemeinplatz des Zwangs zur „Kostenersparnis“den Patienten sofort ein Rezept aushändigen. Auf der anderen Seite finden sich Kollegen, die auch beim 8ojährigen Diabetiker das komplette diagnostische Programm fordern, selbst wenn dies offensichtlich keine größere Konsequenz bezüglich der Therapieauswahl in diesem individuellen Fall mehr nach sich zieht.
Uns erscheint ein Mittelweg zwischen beiden Positionen als geeignete Lösung. Zur Zeit kann unserer Ansicht nach aufgrund der vorliegenden epidemiologischen Daten über die erektile Dysfunktion, gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich deren Ätiologie und sich abzeichnenden neuen therapeutischen Optionen keinesfalls auf eine Basisabklärung verzichtet werden. Im Anschluß an diese Basisabklärung kann dann in vielen Fällen mit eindeutiger individueller Befundkonstellation (z.B. Abwesenheit von schwerwiegenden zugrundeliegenden nichtbehandelten Ursachen und fortgeschrittenes Alter) eine komplikationslose oder zumindest sehr komplikationsarme Therapieoption eingeleitet werden. Auch bei eindeutigen Indikatoren für eine psychogene Ätiologie kann nach der Basisabklärung auf eine weitergehende organogene Diagnostik verzichtet werden.
Die übrigen Patienten sollten nach Abschluß der Basisuntersuchung einer spezifisch andrologischen Diagnostik zugeführt werden. Die hier erhobenen Befunde erleichtern zum eine die Differentialdiagnose einer überwiegend psychogenen vs. überwiegend organogenen erektilen Dysfunktion, zum andered erlauben sie (im Einklang mit den Wünschen des Patienten) vielfach die Einleitung einer individuell adaptierten und erfolgversprechenden Therapie. Im Anschluß an diese beiden diagnostischen Stufen benötigen, jenach Zusammensetzung des Patientenkollektivs, noch ca. 5-15% der Betroffenen eine weitergehende, oft wesentlich invasivere und aufwendigere Diagnostik.
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Stief, C.G., Hartmann, U. (2002). Diagnostik. In: Stief, C.G., Hartmann, U., Truss, M.C., Jonas, U. (eds) Zeitgemäße Therapie der erektilen Dysfunktion. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-59392-5_3
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