Zusammenfassung
Von allen schließlich gut bewährten physikalischen Theorien, ja von allen Theorien, die überhaupt in der Physik ernsthaft ins Gespräch gekommen sind, hat zweifellos die Quantentheorie die größte philosophische Verwunderung erregt und das größte philosophische Interesse auf sich gezogen. Nicht nur sind unmittelbar nach und eigentlich schon während der Aufstellung der Quantenmechanik in den Jahren 1925 bis 1927 zahlreiche Arbeiten mehr philosophischen Inhalts als Ausdruck der Merkwürdigkeit dieser neuen Theorie erschienen. Der Strom immer neuer Beiträge dieser Art riss nicht ab und hat in gewissen Abständen neue Zuflüsse erhalten, so 1935 durch das sog. EPR-Paradoxon, 1952 durch Bohms Theorie verborgener Parameter, der ersten Theorie dieser Art, die sich Gehör verschaffen konnte, und 1964 durch Bells Ungleichung und das darauf gestützte Theorem. Die im Laufe dieser Entwicklung bekannt gewordenen Anomalien der Quantenmechanik — Anomalien im Sinne der Denkweise der klassischen Physikstehen nun naturgemäß Versuchen im Wege, die klassische Mechanik auf die Quantenmechanik zu reduzieren. Denn jede gelungene Reduktion rückt die reduzierte Theorie irgendwie in die Nähe der reduzierenden Theorie, und alle Abweichungen der ersteren gegenüber letzterer müssen besonders dann, wenn es um drastische Abweichungen geht, die Einsicht, daß eine Reduktion gleichwohl möglich ist, erschweren bis hin zu der Einsicht, daß sie unmöglich ist. Jedenfallls wird ein Reduktionsversuch nur dann wirklich überzeugen, wenn zusätzlich gezeigt wird, wie die betreffende Reduktion mit den bekannten Anomalien fertig wird.
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Scheibe, E. (1999). Klassische Mechanik und Quantenmechanik. In: Die Reduktion physikalischer Theorien. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-59286-7_5
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