Zusammenfassung
Wo es urn menschliches Handeln und Entscheiden geht und wo andere Menschen oder Lebewesen von diesem Handeln betroffen sind, entstehen moralisch relevante Fragestellungen. “Wertneutral” kann Wissenschaft nur dann sein, wenn sie die Wirklichkeit menschlichen Handelns und den Menschen als Subjekt und Objekt von Werthaltungen aus ihrem Gegenstandsbereich ausklammert. Zum Beispiel dadurch, daß sie eine Kunstfigur wie den homo oeconomicus an seine Stelle setzt. In dieser “abstrakten” Erscheinungsform ist der Mensch nicht Subjekt, sondern ausführender Agent einer von aller ethischen Reflexion gereinigten ökonomischen Rationalität, die er unhinterfragt umzusetzen hat.
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Notes
Vgl. dazu P. Koslowski: “Über die Notwendigkeit von ethischen und zugleich ökonomischen Urteilen”, in: Orientierungen zur Wirtschafts-und Gesellschaftspolitik 33 (1987), S.7–S.13.
Vgl. dazu die Ergebnisse des Forschungsprojekts der Bertelsmann und Hanns Böckler-Stiftung: H. Beyer, U. Fehr, H. G. Nutzinger: Unternehmenskultur zwischen Partnerschaft und Mitbestimmung. Gütersloh (Bertelsmann Stiftung) 1997.
Vgl. dazu F. Furger: “Es geht nicht ohne ein ethisches Fundament”, in: Herder Korrespondenz 12, (1991) 45. Jg., S.568–S.572.
Bislang existieren nur entsprechende Forderungen, insbesondere von theologischer Seite. So kritisiert neben Furger auch Lothar Roos, daß die bisherigen unternehmensethischen Konzepte im “anthropologisch unverbindlichen” Raum bleiben. Vgl. L. Roos: “Grundlagen eines modernen christlichen Arbeitsethos”, in: D. Balkhausen/ K.D. Schmidt (Hrsg.): Auf dem Weg zu einer neuen Arbeitskultur. Trier (Paulinus) 1990, S. 11-38, hier S.15, 37f.; vgl. dazu auch W. Then: “Evolution im System Arbeit”, ebda., S.41-62. bes., S.48f. Auch für Peter Ulrich gilt es im Rahmen einer kritischen Reflexion der impliziten normativen Grundannahmen ökonomischer Theorie deren Menschenbild zu thematisieren. Vgl. dazu P. Ulrich: “Wirtschaftsethik als Kritik der ‘reinen’ ökonomischen Vernunft”, in: C. Matthiessen (Hrsg.): Ökonomie und Ethik. Moral des Marktes oder Kritik der reinen ökonomischen Vernunft, Freiburg (Hochschul Verlag) 1990, S.111-138, hier S.136. Die Relevanz der anthropologischen Fragestellung für die Grundlegung einer Wirtschafts-und Unternehmensethik wird auch von folgender Aufsatzsammlung aufgezeigt: B. Biervert/ M. Held (Hrsg.): Das Menschenbild der ökonomischen Theorie. Frankfurt a.M. (Campus) 1990; ebenso von R. Kötter: Artikel “Wirtschaft”, in: G. Enderlw u.a.: Lexikon der Wirtschaftsehik Freiburg, Basel, Wien (Herder) 1993, Sp.l284f. und E. Herms: Artikel “Mensch, Menschenbild”, ebda., Sp. 676-687.
Daß es als Grundlegung von Wirtschaftsethik in ökonomische Analysen eine soziale und eine zeitliche Dimension wiedereinzubeziehen gilt, konstatieren auch K. Homann/ F. Blome-Drees: Wirtschafts-und Unternehmensethik. Göttingen (Vandenhoeck und Ruprecht) 1992, S.101.
Vgl. dazu W. Pannenberg: “Person und Subjekt”, in: O. Marquard, K. Stierle (Hrsg.): Identität. München (Fink) 1979, S.407–S.423.
So der Titel eines zu dieser Thematik veröffentlichten Bandes von Franz Xaver Kaufmann. Vgl. F.X. Kaufmann: Der Ruf nach Verantwortung. Freiburg, Basel, Wien (Herder Spektmm) 1993.
Vgl. dazu R. Spaemann: “Christliche Verantwortungsethik”, in: J. Gründel (Hrsg.): Leben aus christlicher Verantwortung. Ein Grundkurs der MoralDüsseldorf (Patmos) 2. Aufl. 1993, S.113–S.134, hier S.127
Vgl. dazu F. Hengbsbach: Wirtschaftsethik. Aufbruch, Konflikte, Perspektiven, Freiburg, Basel, Wien (Herder Spektrum) 1991.
Kaufmann sieht darin ein Defizit nicht nur der wirtschaftsethischen Debatte, sondern der modernen Gesellschaftstheorie in Anschluß an Luhmann überhaupt Welche Bedeutung den Individuen unter den Bedingungen hoher organisatorischer und gesellschaftlicher Komplexität zukommt, ist für Kaufmann eine außerhalb der Luhmannschen Gesellschaftstheorie liegende, offene Frage. Vgl. dazu F.X. Kaufmann: Der Ruf nach Verantwortung, a.a.O., S.64f.
Vgl. dazu H. Steimann A. Löhr: Grundlagen der Unternehmensethik. Stuttgart (Poeschel) 1991, S.167ff.
Jede umfassende Güterabwägung, so Koslowski, erfordert, daß es ein unbedingtes Gut geben muß, das selbst nicht in den Abwägungsprozeß eingeht. Furger betont, daß der Mensch als Person diesen Maßstab auch in theoretischer Hinsicht darstellt. Die menschliche Person in ihrer Würde müsse der Analyse wirtschaftlicher Prozesse auf ihre optimale Funktionalität als Kriterium vorausliegen. Vgl. dazu P. Koslowski: Prinzipien der Ethischen Ökonomie. Grundlegung der Wirtschiftsethik una der auf die Ökonomie bezogenen Ethik, Tübingen (J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)) 1988 S.136, 169; vgl. dazu F. Furger: “Es geht nicht ohne ein ethisches Fundament”, a.a.O.
Vgl. dazu R. Spaemann: Personen. Versuche über den Unterschied zwischen „etwas” und „Jemand”, Stuttgart (Klett-Cotta) 199
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Kleinfeld, A. (1998). Einleitung. In: Persona Oeconomica. Ethische Ökonomie. Beiträge zur Wirtschaftsethik und Wirtschaftskultur, vol 3. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58999-7_1
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