Zusammenfassung
In diesem Kapitel nun wollen wir einen kleinen gewagten Sprung machen, und zwar vom scheinbar banalen und unkomplizierten Sex hin zur scheinbar intelligentesten und kompliziertesten Angelegenheit dieser Welt, dem menschlichen Großunternehmen der Wissenschaft. Zu diesem Zweck wollen wir, auch wenn es uns gelegentlich vielleicht schwer fallen mag, uns zum Vorsatz machen, der im Eingangszitat von Jacques Monod sehr präzise erfaßten Verlockung zu widerstehen und ihr gerade nicht, wie leider Monod selbst nur wenige Zeilen später, zu erliegen: „Ich gehe nicht so weit, von einer Selektions-theorie der Ideen zu sprechen. Aber man kann mindestens versuchen, einige der Hauptfaktoren zu bestimmen, die dabei eine Rolle spielen“ (1973, S. 203). Die in einem solchen Vergleich steckende Anziehungskraft ist nämlich tatsächlich eine dermaßen große, daß inzwischen, nach zwei weiteren Jahrzehnten einer zunehmenden sogenannten Naturalisierung der Erkenntnistheorie in Richtung Evolutionstheorie, praktisch die gesamte Szene der modernen Wissenschaftstheorie von verschiedenartigsten Versionen einer überraschend einheitlichen Selektionstheorie des Wissenserwerbs beherrscht wird. Da jede Wissenschaftstheorie, egal welcher Provenienz auch immer, ob philosophisch inspiriert oder doch mehr naturwissenschaftlich angelegt, automatisch immer auch eine spezielle Erkenntnistheorie seiner Subjekte miteinschließen muß — dies sogar dann, wenn, wie von Popper (1973), eine absurde „Erkenntnistheorie ohne ein erkennendes Subjekt” proklamiert wird — kann uns ein solches Ergebnis nicht verwundern. Hat doch das, was heute evolutionäre Erkenntnistheorie genannt und seit Darwin abwechselnd von
Für einen Biologen ist es verlockend, die Evolution der Ideen mit der Evolution der belebten Natur zu vergleichen. Jacques Monod
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Heschl, A., Loserl, H. (1998). Im Kloster der Wissenschaft. In: Das intelligente Genom. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58883-9_17
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