Zusammenfassung
Wenn schon das Wunder der Sprache kein wirkliches Wunder sein kann, vielleicht ist dann die sexuelle Fortpflanzung, wie hier Trivers mit einem für Naturwissenschaftler ungewohnten Pathos andeutet, ein so großes Rätsel der belebten Natur, daß wir es gleichsam als Ersatz für den Verlust des geliebten Kulturwunders Sprache annehmen könnten. Trivers hat nämlich mit seinem enthusiastischen Statement insofern vollkommen recht, als die Mechanismen und die damit assoziierten Funktionen der geschlechtlichen Fortpflanzung bis vor kurzem noch als unproblematisch und nicht einmal einer besonderen Erklärung für bedürftig angesehen wurden. Lange Zeit glaubte man nämlich, daß Sex (gemeint ist sexuelle Fortpflanzung; Puritanern sei die Sparsamkeit des Ausdrucks vor Augen gehalten) einfach die durchschnittliche Evolutionsrate einer Spezies erhöhen würde und daß allein deswegen schon asexuelle Arten, also sich ungeschlechtlich fortpflanzende Arten, auf Dauer gesehen automatisch von sexuellen Arten verdrängt werden müßten. Inzwischen hat sich die Situation aber grundlegend geändert, und es gibt seit ungefähr 20 Jahren eine sehr angeregte und immer noch im Fluß befindliche Debatte um die wirklichen adaptiven Funktionen der sexuellen Fortpflanzung. Wenn uns also schon nach echten Wundern der Natur dürstet, dann hätten wir zumindest mit der Frage nach dem Wenn und Aber von Sex einen sicherlich attraktiven und zugleich auch, wie ich versuchen werde zu zeigen, hochqualifizierten Kandidaten gefunden.
Das vielleicht größte Rätsel in der gesamten Biologie betrifft die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung. Robert Trivers
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© 1998 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Heschl, A., Loserl, H. (1998). Intelligenter Sex. In: Das intelligente Genom. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58883-9_16
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