Zusammenfassung
Das Thema Dividendenpolitik bzw. Gewinnverwendung bei der AG bezeichnet einen Interessenkonflikt, der schon lange als ein für die Struktur der AG, nämlich die Kompetenzverteilung in ihr, ihre „Unternehmensverfassung“ typischer Interessenkonflikt erkannt wurde, als Kollision zwischen den Interessen der Unternehmensführung (des Managements) und der Aktionäre oder auch zwischen Großaktionär und Kleinaktionären.1 Es geht um die Entscheidungsalternative: Gewinnthesaurierung im Unternehmen oder Dividendenausschüttung an die Aktionäre. Erstere erfolgt im Wege der Bildung von Rücklagen und dient der Eigenkapitalakkumulation im Unternehmen. Dies wird als dem Wohl und Interesse des Unternehmens dienlich verstanden, weil es die Eigenkapitalbasis des Unternehmens stärkt, seine Finanzierung erleichtert, die Abhängigkeit von Kreditgebern und die Insolvenzgefahr verringert.2 Nun ist das „Unternehmensinteresse” ein vielschichtiger Begriff, und wenn man es auf die Interessen der dem Unternehmen verbundenen Personen (der Stakeholder in der lingua franca unseres Fachs) zurückführt, so ist im Prinzip sicher richtig, daß der durch Rücklagenbildung verbesserte Bestandsschutz allen Gruppen zugute kommt, die am Bestand des Unternehmens interessiert sind. Überproportional sollte er einmal den Arbeitnehmern des Unternehmens nützen, nämlich mittelbar in Gestalt der Arbeitsplatzsicherung, wenngleich die gestärkte Kapitalbasis auch einmal gerade umgekehrt die Voraussetzungen für Rationalisierungsinvestitionen schaffen kann. Aber von Dividendenausschüttungen hat die Belegschaft als solche gar nichts. Vor allem jedoch konveniert er dem Management, dem sicherer Bestand und Wachstum des Unternehmens, Macht und Unabhängigkeit von fremden Einflüssen ein vorrangiges Eigeninteresse sind.3
Article Footnote
1 GÜNTER H. Rom: Das Treuhandmodell des Investmentrechts, München (Beck) 1972, S. 302.
2 Zum letzteren GÜNTER H. Rom: „Unterkapitalisierung und persönliche Haftung“, Zeitschrift für Unternehmens-und Gesellschaftsrecht, Berlin (de Gruy-ter) 1993, S. 170-209.
3 So schon JOHN KENNETH GALBRAITH: The new industrial state, New York (Penguin) 1969.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literaturverzeichnis
Bea, F.X., Thissen, S.: „Institutionalisierung des Shareholder-Value-Konzepts bei der GmbH“, Der Betrieb, Düsseldorf/Frankfurt (Verlagsgruppe Handelsblatt) 1997.
Enzinger, M.: „Shareholder Value“ — Modisches Schlagwort oder gesellschaftsrechtlich relevanter Begriff”, Der Gesellschafter, Zeitschrift fir Gesellschaftsund Unternehmensrecht, Wien (Manz) 1997.
Forstmoser, P.: „Shareholder value: die Sicht des Gesetzes“, Shareholder value, NZZ-Fokus, Nr. 1 (Dezember 1996), Zürich.
Frankfurter Institut Für Wirtschaftspolitische Forschung E.V., W. Engels usw. (Hrsg.): Mehr Beteiligungskapital: Vorschläge zur Reform von Unternehmensrecht und Kapitalmarkt, Bad Homburg v.d.H., 1983.
Galbraith, J.K.: The new industrial state, New York (Penguin) 1969.
Gebler, E., Hefermehl, W., Bungeroth, E.: Kommentar zum Aktiengesetz, München (Franz Vahien) 1983.
Heri, E.: „Shareholder value — (k)ein Allheilmittel“, Shareholder value, NZZ-Fokus, Nr. 1 (Dezember 1996), Zürich.
Lütter, M.: in: W. Zöllner (Hrsg.): Kölner Kommentar zum Aktiengesetz, Köln/Berlin/Bonn/München (Carl Heymanns Verlag KG) 21988.
Lütter, M.: „Aktienoptionen für Führungskräfte — de lege lata und de lege ferenda“, ZIP = Zeitschrift für Wirtschaftsrecht (RWS-Verlag Kommunikationsforum GmbH) 1997.
Manne, H.G.: „Some theoretical aspects of share voting“, 64 Columbia Law Review (1964).
Manne, H.G.: „Mergers and the market for corporate control“, 73 Journal of Political Economy (1965).
Mülbert, Peter O.: „Shareholder Value aus rechtlicher Sicht“, Zeitschrift fir Unternehmens-und Gesellschaftsrecht, Berlin (de Gruyter) 1997.
Newsweek (Zeitung) v. 12.12.1988.
Newsweek (Zeitung) v. 26.6.1989.
Roth, G.H.: Das Treuhandmodell des Investmentrechts, München (Beck) 1972.
Roth, G.H.: „Die Herrschaft der Aktionäre in der Publikums-AG als Gegenstand rechtssoziologischer Betrachtung“, in: H.W. Kruse (Hrsg.): Festschrift fir Heinz Paulick zum 65. Geburtstag, Köln-Marienburg (O. Schmidt) 1973.
Roth, G.H.: Das Recht der Kapitalgesellschaften im Umbruch, Köln (O. Schmidt) 1990.
Rom, G.H.: „Börsenkurs, Unternehmenswert, Gewinnausschüttung: Das Vermögensinteresse des Aktiensparers“, in: J. Aicher, H.-G. Koppensteiner (Hrsg.): Festschrift für Rolf Ostheim, Wien (Orac) 1990.
Roth, G.H.: „Unterkapitaisierung und persönliche Haftung“, Zeitschrift fiir Unternehmens-und Gesellschaftsrecht, Berlin (de Gruyter) 1993.
Rom, G.H.: Handels-und Gesellschaftsrecht, München (Vahlen) 51998.
Schmidt, J.: „Zwischen Modell und Realität — Mangelnde Begründungen“, Shareholder value, NZZ-Fokus, Nr. 1 (Dezember 1996).
Seibert, U., Koster, B.-K., Kiem, R.: Die kleine AG, Köln (RWS-Verlag Kornmunikationsforum GmbH) 31996.
Shareholder value, NZZ-Fokus (Ein Schwerpunkt-Dossier der Neuen Zürcher Zeitung), Zürich (AG für die Neue Zürcher Zeitung NZZ), 1996.
Spremann, K.: Wirtschaft, Investition und Finanzierung, München/Wien (01denbourg) 51996.
Volkart, R.: „Langfristige Shareholder-Orientierung“, Shareholder value, NZZ-Fokus, Nr. 1 (Dezember 1996), Zürich.
Die Zeit (Zeitung) v. 23.6.1989.
MICH. 459, 170 N.W., (Zeitschrift) 1919.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1999 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this paper
Cite this paper
Roth, G.H. (1999). Shareholder Value und Dividendenausschüttung. In: Koslowski, P. (eds) Shareholder Value und die Kriterien des Unternehmenserfolgs. Ethische Ökonomie. Beiträge zur Wirtschaftsethik und Wirtschaftskultur, vol 4. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58669-9_6
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-58669-9_6
Publisher Name: Physica, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-7908-1179-7
Online ISBN: 978-3-642-58669-9
eBook Packages: Springer Book Archive