Zusammenfassung
Die Ausweisung von (Groß-) Schutzgebieten ist ein Instrument der Naturschutzpolitik, das den negativen Folgen menschlichen Handelns, wie der Gefährdung und dem Verlust von Lebensräumen vieler Tier- und Pflanzenarten, entgegengesetzt wird. Schutzgebietspolitik hat zum Ziel, Vorrangflächen für den Naturschutz über die Schutzgebietskategorien (s. Kasten) zu schaffen. Dabei soll nicht mehr eine konservierende Naturschutzstrategie verfolgt werden, in der es um die veränderungsfreie Erhaltung noch vorhandener naturschutzwürdiger Flächen ging, sondern um die Erhaltung der natürlichen Lebensräume und ihre Vernetzung als Biotopverbund (vgl. SRU 1996b). Die Umsetzung dieser Maßnahmen wird jedoch von Teilen der Bevölkerung der jeweiligen Regionen nicht unwidersprochen hingenommen, und die Realisierung von Naturschutzzielen wird oft verhindert. Derartige Bewertungsprobleme bei der Umnutzung von Landschaft drücken sich nicht nur in der eher passiven Nicht-Einhaltung der Schutzbestimmungen aus, sondern auch in aktiver Ablehnung. Neben Reaktionen politischer Akteure und Institutionen (z. B. die verstärkte Präsenz von Politikern in den Großschutzgebieten) manifestieren sich Probleme bei der Umnutzung von Landschaft hervorgerufen durch die Ausweisung von Schutzgebieten vor allem an Verhaltensweisen der Bevölkerung in diesen Gebieten, die u. a. mit der Gründung von lokalen und regionalen Bürgerinitiativen bis hin zum „Bundesverband der Nationalpark-Betroffenen“, mit Normenkontrollklagen oder Demonstrationen auf ihre Ablehnung aufmerksam macht.
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Stoll, S. (1999). Bewertungsprobleme bei der Umnutzung von Landschaft — Umweltsozialwissenschaftliche Erklärungsansätze. In: Schneider-Sliwa, R., Gerold, G., Schaub, D. (eds) Angewandte Landschaftsökologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58488-6_25
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