Zusammenfassung
Die Frage, ob stabilisierungspolitische Maßnahmen reale Effekte auslösen können, dominierte die wirtschaftspolitische Diskussion der letzten eineinhalb Jahrzehnte. Sie wurde zögernd von den Monetaristen aufgeworfen, betraf zunächst die Höhe der Elastizitäten, also den jeweiligen Anstieg der IS/LM-Kurve, dann die Länge der Verzögerungen, schließlich die Erwartungsbildung und die Flexibilität von Preisen und Löhnen. Die Diskussion gipfelte in der Politikineffektivitäts-Hypothese der Neuen Klassischen Makroökonomie, der dominierenden Schule der siebziger Jahre. Die Politikineffektivitäts-Hypothese besagt, daß systematische und demgemäß vorhersehbare Geldpolitik reale Effekte nicht einmal auf kurze Sicht auslösen könne; erst recht könne systematische Fiskalpolitik weder die reale Produktion noch die Beschäftigung beeinflussen. Zufällige, also nicht-systematische Komponenten der Geld-wie der Fiskalpolitik erhöhten üblicherweise die Unsicherheit und verstärkten die Instabilität der Wirtschaft. Dieses Ergebnis erzielte die Neue Klassische Makroökonomie durch die Kombination von drei Annahmen:
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Erstens und am wichtigsten: die Annahme vollständiger Markträumung auch auf kurze Sicht; das der Natürlichen Arbeitslosenrate bzw. der Natürlichen Wachstumsrate entsprechende Outputniveau wird in jedem einzelnen Zeitpunkt erreicht.
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Zweitens: Rationale Erwartungen aller Wirtschaftssubjekte, d. h. Kenntnis der Werte aller relevanten Variablen, ihrer Verarbeitungsregeln und ihrer gegenseitigen Beziehungen (also des „wahren“ Modells der Wirtschaft) sowie der Verteilungsgesetze fir die Bildung der Zufallsstörungen (nicht jedoch Kenntnis der Zufallsstörungen selbst) und Kenntnis der Gesetzmäßigkeit der Prozesse, die die exogenen Variablen bestimmen.
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Drittens schließlich: Fehlen jedes Informationsvorsprungs der Träger der Wirtschaftspolitik, die in diesen Modellen den von der Wirtschaftspolitik Betroffenen in jeder Weise völlig gleichgestellt werden; dementsprechend wird auch nicht mehr zwischen Trägern der Wirtschaftspolitik und Wirtschaftssubjekten unterschieden, sondern unterschiedslos von agents gesprochen.
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Tichy, G. (1999). Kann Stabilisierungspolitik reale Effekte auslösen?. In: Konjunkturpolitik. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58485-5_15
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