Zusammenfassung
Die Geschichte der Marktwirtschaft, ob frei oder gelenkt, ob liberal oder sozial, hat gezeigt, daß die wirtschaftliche Entwicklung nicht gleichmäßig, sondern in charakteristischen Schüben verläuft, daß Perioden der Unter- und der Überbeschäftigung, hoher und niedrigerer Kapazitätsauslastung, tragbarer und untragbarer Inflation, raschen und langsamen Produktivitätswachstums einander ablösen; sie hat auch gezeigt, daß vor allem Perioden der Unterbeschäftigung relativ lange anhalten und zu unangenehmen wirtschaftlichen, sozialen und politischen (Radikalisierungs-) Folgen führen können. In der zynisch-harten Formulierung von Hahn (1982, 1): „Smith proposed that the market system acted like a guiding — an invisible — hand. It was invisible since, in fact there was no actual hand an the rudder“. Daher ist die Dämpfung der Konjunkturschwankungen und die Beseitigung von Unterbeschäftigung Ziel der wirtschaftspolitischen Praxis fast aller Staaten, in manchen Staaten ist sie sogar explizit formulierter Gesetzesauftrag: In Großbritannien seit einem White Paper aus dem Jahre 1944, das „active use of policy instruments to pursue high employment, low inflation, economic growth and a sustainable external balance“ vorschreibt; in den USA seit dem Employment Act von 1946, in der Bundesrepublik Deutschland seit dem „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft“ aus dem Jahre 1967, mit der Verpflichtung zu Vollbeschäftigung, Preisniveaustabilität und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht. In allen diesen Gesetzesvorschriften wird der Wirtschaftspolitik die Verstetigung der Konjunkturschwankungen, die Erreichung eines möglichst hohen Grades von Beschäftigung, Preisstabilität, Wachstum und außenwirtschaftlichem Gleichgewicht vorgeschrieben.
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Tichy, G. (1999). Was ist quantitative Stabilisierungspolitik?. In: Konjunkturpolitik. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58485-5_1
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