Zusammenfassung
Wenn ich im folgenden von Wissenschaft (science) spreche, meine ich ein methodisch und institutionell geordnetes Unternehmen, das auf objektive (intersubjektiv gültige’) Erkenntnis zielt. „Science is a collective enterprise endowed with the error correcting process of empirical testing“ (F.J. Ayala). Forschung nennt man jenen Prozess, der objektive Erkenntnis stiftet. Der Gegenstand der Forschung kann sowohl die Natur als auch die vom Menschen geformte Kultur sein. Forschung mit der Zielsetzung `objektive Erkenntnis’ schließt also die gesamte Naturforschung und Teile der Kulturforschung ein. Auch die Strukturforschung (Mathematik, Logik, Sprachanalyse) rechnen wir zur Wissenschaft im Sinn von Science. Anders die (moderne) Philosophie und die Theologie: Sie befassen sich mit Fragen, die wissenschaftlich nicht lösbar sind…,,Warum existiere ich?” „Warum ist überhaupt etwas und nicht nichts?“ „Was ist der Sinn der Welt?“ „Was war vor dem Urknall?“ „Gibt es einen Punkt Omega?“ „Was ist der ontologische Status des Absoluten?“….Die Überzeugung des Thomas von Aquin, die christliche Weisheit gründe in der Verbindung von Wissen und Glauben, von Vernunft und Offenbarung, gilt nur, solange keine Widersprüche auftreten. Mit dem Aufstieg der modernen (Natur-) Wissenschaften ließen sich die Widersprüche zwischen Wissen und theologischer Tradition nicht mehr ausgleichen. Die neuerlichen Versuche (zum Beispiel von Wentzel van Huyssteen),Wissenschaft und Theologie einander wieder anzunähern, rühren an die Substanz beider Bereiche. Die meisten (Natur-) Wissenschaftler verfolgen deshalb diese Bemühungen mit Skepsis. Vermutlich werden sich neue Formen der Verständigung erst dann einstellen, wenn man sich auf die „Evolutionäre Erkenntnistheorie“ als Basis des Diskurses einigt (-a Seite 91).
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Mohr, H. (1999). Das wissenschaftliche Wissen. In: Wissen - Prinzip und Ressource. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58481-7_3
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