Schutz von Kulturdenkmälern

Zusammenfassung

Der Wind zerrt knatternd an den grünlich schimmernden Kunststoffplanen, die einen der Türme des Naumburger Domes bereits zur Hälfte eingehüllt haben. Es ist jedoch nicht der berühmte Christo, der hier im Begriff ist, seine neuesten Verpackungskünste zu präsentieren. Baugerüste und Schutzfolien sind vielmehr wichtige Requisiten zur Erhaltung dieses bekannten Bauwerkes, das mit seinen berühmten Stifterfiguren zu den wichtigsten Kirchenbauten der Spätgotik zählt. Von seinen Türmen hat man an klaren Tagen eine großartige Fernsicht über die Saale und das angrenzende sächsische Hügelland, wo in geschützten Lagen sogar der Anbau von Wein möglich ist. Kurt Heinrichs, der in schwindelnder Höhe an der Fassade des Naumburger Domes zu kleben scheint, bleibt jedoch nur wenig Zeit, die Aussicht auf diese liebliche Landschaft zu genießen. Zu sehr ist der Geologe von der Technischen Hochschule Aachen damit beschäftigt, sich an seinem luftigen Arbeitsplatz zu behaupten und dabei akribisch genau die Schäden aufzunehmen, die Wind und Wasser, vor allem aber die Schadstoffe unserer modernen Industriegesellschaft über die Jahre in dem Mauerwerk hinterlassen haben. Keine noch so kleine Veränderung des Gesteins entgeht dem aufmerksamen Auge des Wissenschaftlers, und so finden sich bald alle Gesteinsrisse, Verfärbungen, Verwitterungskrusten oder Gesteinsablösungen in einem detailgetreuen Bauwerksplan wieder, der eine wichtige Grundlage für spätere Restaurierungs- oder Konservierungsmaßnahmen darstellt.