Zusammenfassung
In diesem Beitrag wurde zwischen der vorwiegend im sozialen Umfeld basierenden Machtgrundlage der Sanktionsgewalt und der vorwiegend innerpsychisch verankerten Machtgrundlage der zugesprochenen Autorität unterschieden. Beide sind für das Funktionieren hierarchischer Systeme unverzichtbar. Besonderes Augenmerk wurde auf die Möglichkeiten der Machtausübung aufgrund von Autorität gelegt. Die Bereitschaft eines Menschen, sich an Autoritäten zu orientieren, wurde als Ergebnis frühkindlicher Erfahrungen, Prägungen und Stellungnahmen begriffen, das mit Hilfe tiefenpsychologischer und entwicklungspsychologischer Erkenntnisse verstanden werden kann. Da die Sehnsucht, sich an Autoritäten orientieren zu können, auch dem erwachsenen Menschen nicht fremd ist, sollte der Gefahr einer Tabuisierung dieser Sehnsucht entgegengewirkt werden und eine offene Diskussion von Anforderungen an Autoritäten, über Erfahrungen sowie von Kontrollmöglichkeiten geführt werden.
Ausgehend von der Erkenntnis, daß sich Macht stets in einem bestimmten strukturellen Kontext konkretisiert, wurde anhand von Ergebnissen der Milgram-Experimente untersucht, unter welchen strukturellen Bedingungen die Macht von Autoritäten besonders groß ist. Ergänzend dazu wurden Überlegungen angestellt, unter welchen strukturellen Bedingungen einzelne Menschen die besten Chancen haben, Machtausübung von Autoritäten zu erkennen, sich vor Machtmißbrauch zu schützen und eigenständige Entscheidungen zu treffen: Dann nämlich, wenn sie mit anderen Menschen kooperieren und wenn die Erfahrung von Widersprüchen nicht gemieden wird.
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Kehrer, A. (1992). Zur Gehorsamsbereitschaft in Organisationen. In: Sandner, K. (eds) Politische Prozesse in Unternehmen. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58168-7_5
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Publisher Name: Physica, Heidelberg
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