Zusammenfassung
Das alte Amerika ist ein ergiebiges Feld für archäo-astronomische Forschungen, zahlreiche indianische Bauwerke bzw. Ruinen hatten astronomische Bedeutung. Das älteste „Observatorium“ aus der Zeit vor Kolumbus ist ein pfeilförmiger Bau auf dem Plateau des Monte Albán (heiliger Berg der Zapoteken) im Staate Oaxaca, Mexiko. Die meisten Pyramiden und sonstigen Bauten, die den großen heiligen Platz umgeben, sind Nord-Süd orientiert. Auffallend abweichend mit rund 45 Grad ist nur dies eine Bauwerk, der sog. Tempel J auf dem Platze. Seine Spitze weist zum südwestlichen Horizont. Der Archäologe Alfonso Caso, der den Monte Albán seit 1930 freilegte, sah hier ein Observatorium. Dies wurde bestätigt durch den Experten Antonio Aveni und dessen Computer-Berechnungen in Bezug auf die Zeit um 250 v. Chr. Diese Entstehungszeit wurde für den Tempel J durch die Radiokarbon-Methode ermittelt, somit gehört er zu den ältesten Bauwerken hier. Seine Achse in Richtung zum nordöstlichen Horizont trifft den Punkt wo damals der helle Stern Capella aufging (gemeint „heliakischer“ Aufgang), und zwar an dem Tag im Frühjahr, als die Sonne mittags den Zenit passierte. Dieses Zusammentreffen von zwei astronomischen Daten kann nicht zufällig sein, denn die Linie zum Aufgangspunkt der Capella geht über die Treppen des Tempels P hinweg — und dort wurde die Öffnung eines schmalen Schachtes gefunden. Dieser einzigartige Schacht war wie ein Zenit-Teleskop wohl geeignet, diese beiden wichtigen Daten eines Jahres zu bestimmen: wann die Sonne den Zenit passierte.
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Müller, P. (1992). Monte Albán ca. 250 v.Chr.. In: Sternwarten in Bildern. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58082-6_5
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