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Methoden der Konjunkturprognose

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Konjunktur

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

  • 81 Accesses

Zusammenfassung

Prognosen sind immer mit einem Element des Mythos umgeben — von der tranceentrückten Pythia über geheimnisvoll zweideutige Orakel, die Kristallkugeln der Hexen bis zu den undurchschaubaren Computermodellen unserer Tage -, und dadurch entsteht zwangsläufig das Bestreben, Prognosen zu entmystifizieren, bis hin zum Lächerlichmachen — „ man könne von Propheten nicht verlangen, daß sie sich immer irren“ (Voltaire). An der Mystifizierung der Prognosen sind die Prognostiker nicht unschuldig: Keiner von ihnen läßt sich gerne in die Karten blicken, die Methoden der Konjunkturprognose sind daher weitgehend unbekannt geblieben, und sie treten überdies nie rein auf; dazu kommen noch geradezu „ ideologische Differenzen“ zwischen den verschiedenen Prognosemethoden. In den sechziger Jahren wurden den Modellprognosen die „ Fußgängermethoden“ gegenübergestellt, der angeblich wissenschaftlich-exakten Methode, die angebliche Quantifizierung von Werturteilen. Es dauerte lange, bis klar wurde, daß auch hinter den „ Fußgängermethoden“, den judgemental forecasts, sehr wohl explizite Modelle stehen1 und daß andererseits die ökonometrischen Modellprognosen ohne händische Anpassungskorrekturen — die gerne als „ tender loving care“ in den emotionalen Bereich transferiert werden — keineswegs besonders gut prognostizieren.2 In den achtziger Jahren konnte dieser ideologischer Krieg — jedenfalls in Fachkreisen — beigelegt werden; doch sofort entstand eine neue Front: Strukturmodelle versus „ atheoretische“ Zeitreihenmodelle. Wiederum dasselbe Scheingefecht bloß zwischen neuen Partnern: Es sind keine Alternativen sondern Methoden, die fruchtbar kombiniert werden könnten und sollten.

Economic prediction is not uniperiod, unidimensional, or mechanical. It is a mixture of art and science, of formula and judgement, of statistical anf non-statistical information. There should be no single forecast for a future stretch of time.

L. R. Klein, 1970

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Notes

  1. Siehe dazu Tichy (1976,183ff) sowie Abschnitt 8.1.

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  2. Siehe dazu Tichy (1986, 187ff); Zarnowitz (1992, 408ff), sowie Abschnitt 8.2.

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  3. Die Schweigsamkeit über die Prognosemethode beschränkt sich allerdings nicht auf die „ Praktiker“. Auch der Deutsche Sachverständigenrat hat bloß im Anhang zu seinem allerersten Gutachten, und auch dort bloß eher zufällige Hinweise gegeben, etwa über die Prognose von Ausfuhr und Bauinvestitionen (Sachverständigenrat 1965, Anhang IV).

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  4. Die folgenden Ausführungen beruhen, außer der Erfahrung des Autors, mit den österreichischen Prognoseverfahren und Kontakten in der Prognosegruppe der OECD, auf den Publikationen OECD (1965) und Raabe (1967); sie folgen weitgehend Tichy (1976, 183-87).

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  5. Gesamtwirtschaftliche Produktionsfimktionen sind keineswegs verläßlich und leiden unter der starken Aggregation; die Einbeziehung von Input-Output-Tabellen hingegen macht die Modelle überaus komplex und es gibt überdies kaum je eine halbwegs rezente statistische Basis dafür.

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  6. Das NBER prognostiziert seit 1959 regelmäßig, doch erst ab 1969 mit Hilfe eines ökonometrischen Modells.

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  7. Die Ausnahme war Großbritannien, das erst 1966 mit dem LSE-Modell den ersten Schritt in diese Richtung setzte (Wallis 1989, 28).

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  8. Siehe dazu z. B. Evans (1969, Ch. 15).

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  9. Der Wert dieser Hinweise wird allerdings dadurch beeinträchtigt, daß sie sich auf eine frühere Modellgeneration beziehen.

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  10. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß in der Literatur Einstimmigkeit darüber besteht, daß ex post-Prognosen mit ökonometrischen Makromodellen stets schlechter sind als ex ante-Prognosen (siehe dazu Abschnitt 9.2).

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  11. Siehe dazu die Einleitung zu Kapitel 8.

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  12. Das zu dieser Zeit erschienene Lehrbuch von Rothschild (1969) behandelt Projektionen und Extrapolationen an erster Stelle, und widmet ihnen mit 42 Seiten fast ein Viertel des Textes.

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  13. So wie bei den anderen Prognoseverfahren können auch hier bloß die einfachsten Grundprinzipien dargestellt werden. Für eine Einführung siehe etwa Pindyck/Rubinfeld 31991.

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  14. Für eine Anwendung auf Österreich — wenn auch nicht für prognostische Zwecke — siehe Hahn/Walterskirchen 1992.

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  15. Dabei entstand ein interessanter Gegensatz zwischen den Rationalen Erwartungen der agents, die das Modell kennen und zur Erwartungsbildung benutzen auf der einen Seite, und den unglaubwürdigen Modellen der Ökonomen, die “ provide no useful information” (Lucas) bzw. der Prognoseunfähigkeit der Ökonometriker (Sims) auf der anderen; als Privatleute prognostizieren die Prognostiker offenbar besser als “ im Dienst”.

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  16. Siehe z. B. Funke 1990.

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  17. Die Zahl der Parameter steigt mit dem Quadrat der Zahl der Variablen.

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  18. “ Some time series analysists' atheistic attitude toward ‘theory’ — can all theories be incredible simultaneously? — has been shaken.” McNees 1988, 359.

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  19. Bei Zeitreihenmodellen sind das alle Informationen, die die Vergangenheit nicht betreffen, bei ökonometrischen Verfahren alle exogenen Einflüsse. So kann etwa eine Lohn-oder Preiserhöhung oder eine Steuersatzänderung in der nächsten Periode sehr wohl bekannt oder eine Verschlechterung von Spar-oder Investitionsklima Umfragen zufolge wahrscheinlich sein — für die erwähnten Prognosemethoden sind es dennoch “ Zufallseinflüsse”.

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  20. Das ist ein allgemeines Phänomen aller unternehmerischer Prognosen. Siehe dazu Carlson 1967.

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  21. Leider ist die Arbeit sehr schlecht dokumentiert: Y ist das saison-und trendbereinigte Sozialprodukt, wobei weder angegeben wird, ob nominal oder real, wie die Trendbereinigung erfolgt ist und auf welche 20-Quartals-Periode sich die Regression bezieht.

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  22. Unter diesen Voraussetzungen ist es auch schwierig, zwischen ernsten Prognostikern und Scharlatanen, zwischen wissenschaftlichen Bemühungen und Verkaufsstrategien zu unterscheiden, weil allein längere, erfolgreiche Prognosetätigkeit die Spreu vom Weizen sondern kann, die Prognoseinstrumente aber über längere Perioden nicht unverändert bleiben können, schon weil sich die theoretischen und statistischen Voraussetzungen ändern.

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  23. Siehe dazu Abschnitt 2.1.

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  24. In bezug auf Saisonbereinigung, siehe dazu etwa Thury 1985a, für eine Bereinigung von Arbeitstagen und Kalendereffekten Thury 1986a sowie Thury/Wüger 1992, für Trendbereinigung etwa Hahn/Walterskirchen 1992.

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  25. Pindy ck/Rubinfeld 31992, 548ff.

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  26. Die händische Manipulation aufgrund von nicht ohne weiteres interpretierbarer Information wird von wichtigen Gruppen nach wie vor abgelehnt: Von Psychologen, die dem commonsense nicht trauen und auf Verzerrungen der Erwartungsbildung hinweisen, von den Anhängern der Gleichgewichtskonjunkturtheorie und von den Anhängern vektor-autoregressiver Methoden.

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  27. OECD 1991, 163-166.

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  28. Recent descriptions of the scope, structure and properties of OECD's INTERLINK model and the underlying empirical studies are given by Richardson (1988), OECD (1988), and associated Department of Economics and Statistics Working Papers (as listed in the selected publications section of the Economic Outlook).

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  29. The data base and projections underlying the Economic Outlook are readily available on PC diskette and magnetic tape media in a fully consistent form. For further details see the corresponding OECD data sales publicity notice appended to the inside front cover of this publication.

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  30. The development and form of the INTERLINK supply blocks for the seven major economies are described by Helliwell et al. (1986) and, more recently, Jarrett and Torres (1987). The overall approach has recently been extended to all but a few smaller OECD countries, as reported in Torres et al. (1989).

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  31. Recent OECD evidence on the determinants of housing investment in the seven major OECD economies is reported in Egebo and Lienert (1988).

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  32. The empirical work underlying the model's most recent private sectors wage equations (WR) is summarised by Chan-Lee et al. (1987), building on the earlier work of Coe (1985).

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  33. OECD 1988.

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Tichy, G. (1994). Methoden der Konjunkturprognose. In: Konjunktur. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57944-8_8

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