Zusammenfassung
Die Kapitel 3 und 4 haben versucht, die Erscheinungsform der Konjunkturschwankungen herauszuarbeiten: Wenig prägnant ausgeprägte, aber zur Abgrenzung doch ausreichende Regelmäßigkeiten der Länge, der Stärke und der Form, und sehr viel deutlicher ausgeprägte Muster im Verhältnis der verschiedenen Indikatoren zueinander in bezug auf Parallel- bzw. Gegenbewegung, deren jeweilige Stärke, zeitliche Folgemuster, relative Stärke der Bewegung oder Anteil der Schwankungen an der Konjunkturfrequenz des Spektrums. Dabei entstand ein recht klares Bild, dessen wesentliche Elemente sich offenbar in den letzten einoder eineinhalb Jahrhunderten kaum wesentlich gewandelt haben, abgesehen von zwei wichtigen Einschränkungen:
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• Erstens unterscheiden sich schwere und leichte Rezessionen nicht bloß in der Amplitude, sondern auch in gewissen stilized facts, sodaß die unterschiedliche Verteilung starker und schwacher Einbrüche in manchen Perioden — etwa in der Zwischenkriegszeit — den Eindruck eines Wandels des Konjunkturtyps im Zeitablauf erwecken konnte.
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• Zweitens haben unterschiedliche Ziele der Gesellschaft und demzufolge auch der Wirtschaftspolitik sowie unterschiedliche Institutionen die stilisierten Fakten verändert; als Beispiel seien die zunehmende Amplitude der Zinsschwankungen und die abnehmende der Beschäftigungsschwankungen erwähnt.
Most pf us feel that we have got beyond a state of dilettantism, but, even so, dilettants have played a quite remarkable role in the history of science and of ideas in general.
R. Vining, 1949
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Notes
Blanchard/Fischer (1989, xi) sprechen explizit von den „ public relation gimmicks and the strong incentives that exist in academia to differentiate products“.
Siehe z.B. Assenmacher 41990; Gabisch/Lorenz 21989; Ramser 1987; Zarnowitz 1985
Die Unterscheidung impulse/propagation findet sich schon bei R. Frisch (1933) und hat sich als äußerst fruchtbar erwiesen.
Für die stilisierten Fakten bedeutet das, daß auch der Abschwung seinen Charakter ändert, wenn der Aufschwung den Vollbeschäftigungsplafond erreicht.
Es sei allerdings nochmals darauf hingewiesen, daß alle Typisierungen erhebliche Elemente der Willkür enthalten und in allen Fällen mehr Modelle zwischen den „ Kasterln“ stehen als innerhalb.
Voll flexible Preise und Löhne würden zu jeder Zeit zu vollständiger Markträumung führen und damit verzögerte Anpassung der Mengen ausschließen.
Bei den neuen Erklärungen muß dieser, zwangsläufig kurzgefaßte Abriß noch unbefriedigender ausfallen als bei der Darstellung des traditionellen Lehrbuchwissens; der interessierte Leser muß daher auf die Literatur verwiesen werden. Für einen sehr komprimierten überblick siehe Fischer (1988), für eine stärker problemorientierte Darstellung Blanchard/Fischer (1989) oder die Beiträge im Journal of Economic Perspectives 7(1)(1993).
Dieses scheinbare Paradoxon beruht auf der Existenz relativ hoher Kosten der Markterkundung.
Gerade diese letzte Hypothese zeigt noch deutlicher als alle anderen, daß der häufige Einwand, alle Ursachen von Preisrigiditäten könnten durch Indexierung überwunden werden, zahllose und sehr komplizierte Verträge voraussetzen würde, demgemäß praktisch nicht durchführbar ist, oder jedenfalls außerordentlich teuer käme.
Reale Rigiditäten können bloß klassische Arbeitslosigkeit erklären (Grandmont 1989).
Damit liefern Greenwald/Stiglitz (1987, 129) auch ein Argument zugunsten prozyklisch schwankender Lager.
Dabei ist zu beachten, daß — der üblichen Darstellungsweise folgend — Y nun auf der Ordinate aufgetragen ist.
Besonders starke prozyklische Schwankungen ergeben sich, wenn die Unternehmer in Zeiten hoher Wirschaftsaktivität eine höhere Lager-Umsatz-Relation erreichen wollen als in Zeiten schwacher, ein Verhalten, das der Vergleich von Lagerdaten und ihrer Einschätzung im Konjunkturtest auch tatsächlich vermuten läßt (Tichy 1992b); im Puffermodell schwanken die Lager hingegen antizyklisch, was den stilisierten Fakten entgegenläuft.
langsam im Sinne der Katastrophentheorie (siehe Abschnitt 5.1.2).
Die meisten sind von ihnen heute vergessen; am bekanntesten sind noch Foster/ Catchings.
In den meisten der zahlreichen Modelle von Kalecki ergeben sich Konjunkturschwankungen aus Verzögerungen im Bereich der Investitionen und aus den Rückwirkungen der Akkumulation auf die Gewinne, wobei allerdings weniger die Erklärung der Schwankungen als solche, als vielmehr ihr Zusammenspiel mit dem Wachstum zentral ist.
Siehe dazu etwa Gandolfo 1971, 409ff.
Da keine Verzögerungen angenommen werden, werden die Zeitindizes im folgenden vernachlässigt.
Siehe dazu Tichy 1984a und Tichy 1985.
Zur Problematik dieser übervereinfachten Ansätze siehe allerdings Abschnitt 8.3.
Sie produzieren selbst Schwingungen, im Gegensatz zu den fortpflanzungsorientierten Ansätzen, die bloß zyklische Anpassungsprozesse auslösen.
Ein Rückschluß von diesem Verhalten auf den Charakter der Konjunkturschwankungen ist allerdings kaum zulässig: Erstens gibt es zahlreiche Evidenz dafür, daß ökonometrische Modelle so gebaut werden, daß sie gedämpfte Schwingungen produzieren (und so lange umgebaut werden, bis dieses Ziel erreicht ist), und zweitens zeigten Experimente, daß künstliche Reihen, die aus einem explosiven Hicks-Modell generiert wurden, in einem ökonometrischen Modell gedämpfte Schwingungen ergaben (Blatt 1978).
Siehe etwa Lucas ([1975] 1981): „ An equilibrium model of the business cycle“, Lucas/Sargent (1978, 58): „ Equilibrium business cycle theory“.
Kleinbuchstaben bezeichnen Logarithmen.
New Classical Macroeconomics
Disequilibrium trading version of Keynesian economics.
Geld ist in RBC-Modellen endogen (King/Plosser 1984).
Insofern rückt der Fortpflanzungsprozeß wieder stärker in das Blickfeld (Long/Plosser 1983, 55). Die ausschließliche Konzentration auf einen einzigen Typ von Anstössen — nämlich positive Produktivitätsschocks — und den Fortpflanzungsprozeß, der von diesem einen Typ ausgeht, rechtfertigt dennoch die Kennzeichnung dieser Ansätze als anstoßorientiert.
Eigentlich müßten es Gleichgewichtswerte sein!
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Tichy, G. (1994). Ein kurzer Abriß der Theorie der Konjunkturschwankungen. In: Konjunktur. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57944-8_5
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