Theorie der Lohnkurve

Zusammenfassung

„Empirische Gesetze oder Regelmäßigkeiten sind in der Ökonomie von großer Seltenheit“ (Gerlach 1996: 498). Aus diesem Grund ist es ein bemerkenswertes Ereignis, wenn Wissenschaftler mit der Behauptung hervortreten, sie hätten eine solche Regelmäßigkeit gefunden, ja sogar ein „empirisches,Gesetz’ der Volkswirtschaftslehre”. Dies tun Blanchflower und Oswald (1994a: 1) und verdeutlichen sofort, daß sich ihr „Gesetz“ auf zwei Variablen bezieht, die für wirtschaftspolitische Zwecke von höchstem Interesse sind, nämlich auf das Lohnniveau und das Niveau der Arbeitslosigkeit. Nach ihrer Auffassung sind diese beiden Variablen durch eine Kurve miteinander verknüpft, die sogenannte „Lohnkurve”, die eine inverse, nichtlineare Beziehung beschreibt: Je höher die Arbeitslosigkeit, desto niedriger fällt auf regionalen Arbeitsmärkten das Lohnniveau aus. Blanchflower und Oswald haben (in 1994a) aufwendige empirische Analysen für 12 Länder durchgeführt, die die Stabilität selbst der Größe des Effekts der Arbeitslosigkeit zeigen. Demnach reduziert eine Verdoppelung der Arbeitslosen den Lohn um ungefähr 10%.