Zusammenfassung
Die Geschichte der Auflichtmikroskopie begann 1655 mit Peter Borellus, der mit Hilfe eines einfachen Mikroskops die subungualen Kapillaren am Finger beobachtete [5, 25]. Acht Jahre danach beschrieb Christophorus Kolhaus die kleinen Blutgefäße im Nagelfalz [9, 30]. Etwa 200 Jahre später griff Carl Hueter 1879 die Ideen von Borellus und Kolhaus wieder auf und analysierte die Kapillaren der Unterlippe. Die Anwendung von Immersionsöl in der Durchlichtmikroskopie durch Abbe und Zeiss im Jahre 1878 wurde 1893 von Unna auf die Auflichtmikroskopie der Haut übertragen [9, 30]. Unna hatte erkannt, dass schon die oberen Schichten der Epidermis den Lichteintritt in die Haut verhindern und sich die Oberhaut durch mit Wasser mischbare Öle und andere Flüssigkeiten weitaus transparenter machen lässt. Die erste detaillierte Beschreibung von möglichen Anwendungsgebieten der Auflichtmikroskopie stammt von Johann Saphier [23], der auch erstmals den Begriff der Dermatoskopie verwendete. Nachdem Saphier mehrere Jahre in Wien mit G. Riehl zusammen gearbeitet hatte, setzte er seine Forschungen mit Leo Ritter von Zumbusch an der Dermatologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität in München fort. Saphier verwendete ein binokuläres Mikroskop mit einer eigenen seitlichen Lichtquelle, die jedoch im Vergleich zu den in unserem neu entwickelten modernen Dermatoskop — dem DermoGenius Basic — vorhandenen Leuchtdioden nur eine relativ schwache Beleuchtung ermöglichte. Saphier setzte die Dermatoskopie überwiegend zur Beurteilung von Hautkapillaren ein und interessierte sich für die Unterscheidung des Gefäßmusters bei den damals im Zentrum des Interesses stehenden Hauterkrankungen wie Tuberkulose und Syphilis. Obwohl sich Saphier nicht ausführlich der heute für die Dermatoskopie wichtigsten Differentialdiagnose zwischen benignen und malignen pigmentierten Haut- Veränderungenwidmete, untersuchte er auch melanozytäre Nävi und beschrieb als erster das Muster mit Schollen, eine Bezeichnung, die auch noch in der heutigen dermatoskopischen Terminologie gebräuchlich ist [9]. In den USA wurde die Dermatoskopie erstmals 1922 von Jeffrey Michael, einem Dermatologen in Houston, eingesetzt, der mit Saphiers Arbeiten vertraut war. In den 20er Jahren entwickelte sich die Kapillarmikroskopie mit höherer Vergrößerung, die heute noch ausgehend von der Analyse der Nagelfalzkapillaren bei der Früherkennung systemischer Bindegewebserkrankungen bedeutsam ist und vorwiegend von Internisten eingesetzt wird [19]. Hinseimann entdeckte in den 30er Jahren den Nutzen der Auflichtmikroskopie bei der Kolposkopie zur Diagnostik von Erkrankungen der Zervix. In den 50er Jahren wurde die Auflichtmikroskopie in der Dermatologie von Leon Goldman in den USA weiter vorangetrieben, indem er die Möglichkeiten dieser Technik bei zahlreichen Dermatosen und Hauttumoren evaluierte [7]. Unter anderem untersuchte er zahlreiche pigmentierte melanozytäre Nävi und Melanome mit verschiedenen Geräten. Ab 1952 beschäftigte sich in Deutschland die Arbeitsgruppe um Franz Ehring intensiv mit der Auflichtmikroskopie und prägte den Begriff der Vitalhistologie der obersten Hautschichten [5]. Im Jahre 1970 führte J. Schumann aus der Arbeitsgruppe um Ehring auch bereits Untersuchungen an pigmentierten Tumoren durch 25. Entzündliche Hauterkrankungen wurden ebenfalls von Gilje, Cunliffe, Knoth und Mitarbeitern eingehend analysiert [30]. Rona MacKie erkannte 1971 als Erste klar den Nutzen der Auflichtmikroskopie zur Verbesserung der präoperativen Diagnostik bei benignen und malignen melanozytären Hautveränderungen [15]. Diese Untersuchungen wurden dann hauptsächlich in Österreich und Deutschland weiter verfolgt, zunächst 1981 von Fritsch und Pechlaner [2, 4, 6, 8, 14, 21, 26.
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Stolz, W. (2002). Dermatoskopie: von der Lupe zum Computer. In: Konz, B., Plewig, G. (eds) Fortschritte der Dermatologie. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57539-6_24
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