Zusammenfassung
Das kanonische 2×2-Heckscher-Ohlin-Samuelson-Modell wurde — wie wir in Kapitel 1.3 dargelegt haben — mit berechtigten Gründen als theoretisches Rückgrat für die Diskussion um Nord-Süd-Handel vs. Technologie gewählt. Unsere Überlegungen haben aber auch gezeigt, daß andere Aspekte und Transmissionsriemen der „Globalisierung“ — gewissermaßen in zweiter Annäherung an das Problem — Beachtung verdienen. Diesen Faden greifen wir an dieser Stelle wieder auf. So werden wir in Abschnitt 3.3 vor allem auf die Aspekte der Kapitalmobilität und des Outsourcing eingehen, die in der aktuellen Diskussion bedeutsam sind und denen die theoretische und empirische Forschung inzwischen schon einige Beachtung geschenkt hat. Unsere Analyse der Ursachen der Verschlechterung der Einkommens- und Beschäftigungsposition in den OECD-Ländern wäre nicht vollständig, wenn wir nicht auch andere Anknüpfungspunkte berücksichtigen würden. In Abschnitt 3.4 greifen wir diverse Hypothesen auf, denen durchaus einige Relevanz beigemessen werden kann, die bislang aber in aller Regel weder theoretisch noch empirisch aufgearbeitet wurden und die Anknüpfungspunkte für die zukünftige Forschung bieten. In Abschnitt 3.5 ziehen wir ein Fazit und einige wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen. Beginnen wollen wir nachfolgend (Abschnitt 3.2) aber mit einem Problem, das sich aus der Separierung des HOS-Mo-dells in eine „europäische“ und eine „amerikanische“ Variante ergibt.
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Notes
Die im folgenden abgeleiteten Schlußfolgerungen erfahren keine qualitativen Änderungen, wenn man Unterschiede in bezug auf relative Faktorausstattung, Technologie und Präferenzen zwischen den USA und Europa zuläßt.
Das hypothetische europäische Autarkiegleichgewicht ist durch den Schnittpunkt seiner horizontalen Exportangebotskurve mit der Güterpreisachse beschrieben. Weil der Relativlohn bindet, hätte Europa schon in diesem hypothetischen Autarkiezustand arbeitslose unqualifizierte Arbeitskräfte.
Eine Einbeziehung der Importnachfrage des Südens ist problemlos möglich: da der technische Fortschritt annahmegemäß nur im Norden auftritt, bleibt die Importnachfrage des Südens unverändert und kann analog zur Analyse des Globalisierungsschocks zur modifizierten amerikanischen Importnachfrage hinzuaddiert werden. Die im Haupttext abgeleiteten qualitativen Implikationen ändern sich dadurch nicht.
Die — diesen Implikationen zugrundeliegende — Problematik des einfachen Heckscher-Ohlin-Modells ist allerdings nicht neu: “… in particular its rigid linking of factor prices to commodity prices, has led many economists to question its generality”, wie Jones und Neary (1984, S.20f) ausführen.
Die Rolle arbeitsangebotsseitiger Entwicklungen wird im Sammelband von Freeman und Katz (1995) und in einem “Symposium on Wage Inequality” des Journal of Economic Perspectives (Vol. 11, No. 2, 1997) genauer unter die Lupe genommen.
Im Norden müssen spiegelbildlich die Industrien am unteren Rand des Spektrums der Humankapitalintensitäten expandieren, um die relativ zahlreichen freigesetzten unqualifizierten Arbeitskräfte — im Norden bricht ja durch die Kapitalrelokation das untere Segment weg, in dem relativ viel unqualifizierte in Bezug zu den Qualifizierten eingesetzt werden — zu beschäftigen.
Insofern läßt sich — entgegen der Behauptung von Feenstra (1998b, S.32) — auch bestreiten, ob das Outsourcing und der technische Fortschritt beobachtungsäquivalent sind.
Dieses Grundmodell dient Sachs und Shatz auch als Ansatzpunkt für Überlegungen, die wir in Abschnitt 3.4 ansprechen.
Eine Analyse von Outsourcing-und Fragmentierungsprozessen in Standardmodellen der Außenhandelstheorie findet sich bei Deardorff (1998). Siehe in diesem Kontext auch Arndt (1998) und Schmid (1999).
Ein kurzer Überblick über die moderne Theorie der multinationalen Unternehmung findet sich in Markusen (1995).
Siehe hierzu die Arbeiten von Brecher und Choudri (1996), Markusen und Venables (1996) und Slaughter (1995).
Siehe hierzu auch Dehejia (1993) und (1996).
Siehe hierzu auch Baldwin (1995b), Krugman (1997) und Bhagwati (1998b).
Die folgenden Überlegungen greifen auf Landmann und Pflüger (1996) zurück.
Dies ist ein Punkt, der auch in der aktuellen Diskussion über die Wirkungsmöglichkeiten der aktiven Arbeitsmarktpolitik deutlich geworden ist; vgl. z.B. Calmfors und Skedinger (1995) und Snower (1994).
Ein solches Modell der „trade adjustment assistance“ wird in den USA praktiziert. Vgl. Burtlesset. al. (1998).
Das ist die Kehrseite des Problems „Handel vs. Technologie“, welches wir in Kapitel 2 adressiert haben.
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Pflüger, M. (2002). Stolper-Samuelson und darüber hinaus. In: Konfliktfeld Globalisierung. Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, vol 187. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57462-7_5
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Publisher Name: Physica, Heidelberg
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