Zusammenfassung
Das Pathologische Museum und sein Direktor Virchow wurden von Zeitgenossen mit einem Vokabular beschrieben, das Analogien zwischen Sammlung, Sammler und dem Bereich des Sakralen herstellte. Virchows Assistent Oskar Israel stilisierte nicht nur den Sammler zum „Schöpfer“, sondern bezeichnete auch die architektonischen Formen des neuen Museums als „kirchenähnlich“. Spezifiziert wurde dies von Julius Pagel, einem anderen Virchow-Schüler und einem der ersten Biographen des Pathologen, demzufolge aufgrund einer angeblichen Ähnlichkeit der Fassade des Museums mit derjenigen der Kaiser Friedrich-Gedächtniskirche, das Museum „im Volksmunde“ sogar „Kaiser Virchow-Gedächtniskirche“ genannt wurde. Der Vergleich ist optisch kaum zutreffend, was ihn um so bezeichnender macht; gemeinsam ist beiden Gebäuden nur die historisierende Backsteinbauweise. Pagel nannte auch rückblickend Virchows altes Pathologisches Institut „Wallfahrtstempel für alle namhaften Forscher der Welt.“ Die in auffälliger Nähe zum Gottesdienst liegende Öffnungszeit der Schausammlung, Sonntags von 11 bis 13 Uhr und die Zurschaustellung der in Vitrinen eingeschlossenen und so direktem Zugriff entrückten Präparate sind ein weiterer Indikator für die Quasi-Sakralisierung des Museums.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Rights and permissions
Copyright information
© 2002 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Matyssek, A. (2002). Objekte. In: Rudolf Virchow Das Pathologische Museum. Schriften aus dem Berliner Medizinhistorischen Museum, vol 1. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57389-7_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-57389-7_5
Publisher Name: Steinkopff, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-7985-1370-9
Online ISBN: 978-3-642-57389-7
eBook Packages: Springer Book Archive