Sammler

Zusammenfassung

Rudolf Virchow war neben seiner sehr erfolgreichen Arbeit als Pathologe auf verschiedenen anderen wissenschaftlichen, politischen und sozialen Gebieten tätig. Seit den 1860er Jahren widmete er sich vor allem der Anthropologie und der Ur-und Frühgeschichte und trug zur Institutionalisierung beider Fächer bei. Als linksliberaler Politiker und Vertreter der von ihm mitbegründeten Deutschen Fortschrittspartei nahm er politischen Einfluß im preußischen Landtag und bis 1893 auch im Reichstag. Er war einer der Protagonisten im Kulturkampf, dem Versuch, den Einfluß der katholischen Kirche aus dem Herrschaftsbereich des Staates zurückzudrängen. Wissenschaft und Politik vereinigte Virchow seit den 1860er Jahren in seinem Engagement auf dem Gebiet der liberalen Volksbildung und der Wissenschaftspopularisierung. In diesem Kontext war er an der Grün-dung mehrerer Museen beteiligt. Das Pathologische Museum, sein letztes Museumsprojekt, wurde zu einer Zeit realisiert, zu der der bald Achtzigjährige als ein Symbol deutscher Wissenschaft zu einem Mythos geworden war, und er längst eher die Rolle eines Wissenschaftsorganisators als die eines Forschers eingenommen hatte. Aus der Politik hatte sich Virchow bereits lange vor der Jahrhundertwende weitgehend zurückgezogen, parallel zu einem sich wandelnden Selbstverständnis vom einstmaligen linken Sozialreformers zur etablierten wissenschaftlichen Autorität hin.