Zusammenfassung
Kriminalprognosen als Wahrscheinlichkeitsangaben über das zukünftige Legalverhalten bzw. Delinquenzrisiko können individuell oder kollektiv (z.B. Kriminalitätsentwicklung innerhalb einer Gesellschaft oder die voraussichtlichen Wirkungen eines Gesetzes) ausfallen. Sieht man von dem letztgenannten Aspekt einmal ab, so kommt es bei der sogenannten Täterindividualprognose (Dölling 1995) nicht auf die Voraussage eines bestimmten Ereignisses an — es kann hier also auch kein „richtig vs. falsch“ geben. Die juristische Zielperspektive ist eine möglichst präzise und umfassende Beschreibung von Risikofaktoren zukünftigen delinquenten Verhaltens unter Wahrscheinlichkeitsabwägungen. Damit soll dem Richter Material zur Abschätzung eines vertretbaren Restrisikos zur Verfügung gestellt werden, ihm obliegt die letztendliche Entscheidung darüber. Üblicherweise erfolgen prognostische Beurteilungen durch das Gericht selber. Die Hinzuziehung eines Sachverständigen gebietet sich meist bei schwereren Straftaten, im Falle nicht mehr als allein ausreichend empfundener Sachkunde der zuständigen Juristen. Häufig wird die Einschätzung zukünftigen delinquenten (gewalttätigen) Verhaltens vereinfachend auch als Gefährlichkeitsprognose bezeichnet.
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Hinrichs, G. (2003). Grundlagen der Prognosestellung. In: Lempp, R., Schütze, G., Köhnken, G. (eds) Forensische Psychiatrie und Psychologie des Kindes- und Jugendalters. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57383-5_37
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