Zusammenfassung
Die Abgrenzung der zykloiden Psychosen hat ihre ideengeschichtliche Basis im Problem der „atypischen Psychosen“, das die Frage nach der Klassifikation derjenigen Krankheitsbilder umfaßt, die innerhalb der Kraepelinschen Dichotomie endogener Psychosen weder der Dementia praecox noch dem manisch depressiven Irresein zugeordnet werden können. Die klinisch-psychopathologische Differenzierung und nosologische Einordnung dieser Erkrankungsformen stellt ein zentrales Problem jeder psychiatrischen Klassifikation von Kraepelin bis heute dar (Ollerenshaw 1973; Klosterkötter 1999). Bleulers (1911) Vorgehen der Ersetzung des Konzepts der Dementia praecox durch einen weit gefaßten Schizophreniebegriff unter Vernachlässigung des prognostischen Elements hat sich hier zwar als höchst einflußreich erwiesen, faßt aber eine solche Fülle klinischer Bilder mit ganz unterschiedlichen Erscheinungsformen und Verlaufscharakteristika unter dem Begriff der Schizophrenie zusammen, daß der heuristische Wert der Diagnose fragwürdig wird. Die in der alltäglichen klinischen Arbeit entscheidend wichtige Aufgabe einer prognostischen Einschätzung wird konsequentermaßen nun für undurchführbar angesehen. Bleuler war sich dieser Problematik zwar durchaus bewußt und sprach immer wieder von der „Gruppe der Schizophrenien”, behandelte sie andererseits aber doch wie eine Einheit. Schneiders (1967) nur noch typologische Unterscheidungen anerkennende Sichtweise steht vor ähnlichen Problemen hinsichtlich ihrer prognostischen Aussagekraft wie auch hinsichtlich ihrer Fruchtbarkeit für ätiologische Forschungen.
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Pfuhlmann, B. (2003). Das Konzept der zykloiden Psychosen. In: Familienbefunde bei zykloiden Psychosen und manisch-depressiver Erkrankung. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Psychiatrie, vol 107. Steinkopff, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57360-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-57360-6_2
Publisher Name: Steinkopff, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-63246-4
Online ISBN: 978-3-642-57360-6
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