Zusammenfassung
Wir haben uns nun gefragt, ob der in zahlreichen Studien beschriebene ungünstigere soziale Verlauf der Schizophrenie bei Männern im Vergleich zu Frauen durch die Benachteiligung der Männer im sozialen Entwicklungsstand bei Krankheitsausbruch - sie war in der Rolle Ehe und Partnerschaft besonders deutlich geworden - erklärt werden kann. Um den Einfluß der Krankheitsschwere zu kontrollieren, die als solche durchaus für die Erklärung von Geschlechtsunterschieden im sozialen Verlauf in Frage käme, verglichen wir zuerst die Symptomatik auf dem Höhepunkt der ersten Episode zwischen Männern und Frauen. Wir fanden in Übereinstimmung mit einigen methodisch anspruchsvollen neueren Studien (Vázquez-Barquero et al. 1995) keinen signifikanten Unterschied in den positiven und negativen Kernsymptomen zwischen den Geschlechtern, aber eine signifikante Häufung von 8 sozial negativen Verhaltensweisen bei Männern: Selbstvernachlässigung, fehlendes Interesse an einer Arbeit, mangelnde Hygiene etc. Außerdem fanden wir ebenfalls als möglichen Risikofaktor für einen ungünstigeren sozialen Verlauf, eine erhöhte kumulative Prävalenz von Alkohol-und Substanzmißbrauch bei Männern im Vergleich zu Frauen im Frühverlauf. Dem gegenüber war bei Frauen nur ein sozial positives Verhaltensmerkmal, nämlich Überanpassung und Konformität, als Hinweis auf eine Tendenz zur Bewältigung der Krankheit durch soziale Anpassung signifikant gehäuft. Mit dieser Beobachtung stimmt überein, daß in zahlreichen Therapiestudien Frauen eine höhere Compliance der Medikamenteneinnahme und des ärztlich geratenen Verhaltens aufwiesen als Männer.
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Häfner, H. (2000). Die Bedeutung des Entwicklungsstands und der sozialen Krankheitsfolgen für den weiteren Verlauf. In: Ist es alles nur die Krankheit?. Schriften der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, vol 7. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57244-9_8
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