Zusammenfassung
D Anders als bei der Untersuchung des griechischen und römischen Rechtsdenkens hat man die Arbeit an und mit den rechtsphilosophischen Überlegungen des Mittelalters oft vernachlässigt, weil man der vor allem durch die Philosophie der Aufklärung verbreiteten Ansicht vom „dunklen Mittelalter“ folgte.1
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Notes
Dieses Vorurteil findet sich etwa bei K. Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. 2, Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen, 71992, 32, s.a. ebd. 364.
Augustinus wird nach Werktitel, Buch, Kapitel zitiert. Die verwendeten Kürzel entsprechen den folgenden Volltiteln: REL = De vera religione, CIV = De civitate Dei, TRIN = De trini-tate, Div. = De diversis quaestionibus octoginta tribus. Wir zitieren CIV nach der Ausgabe von W. Thimme 21985 und REL nach der gut zugänglichen zweisprachigen Ausgabe des Reclamverlages 21983; ansonsten folgen wir der deutschen Augustin-Ausgabe von C.J. Perl, 1955 ff. Als Einführungen sind zu empfehlen: K. Flasch, Augustin. Einführung in sein Denken, 21994 und C. Horn, Augustinus, 1995. Zu einer ersten Beschäftigung mit der Sekundärliteratur eignen sich die Schriften: H. Rommel, Zum Begriff des Bösen bei Augustinus und Kant: der Wandel von der ontologischen zur autonomen Perspektive, 1997, und H. Krings, Ordo: philosophisch-historische Grundlegung einer abendländischen Idee, 1982, sowie die Aufsätze von M. Krieger und R. Wingendorf, Christsein und Gesetz. Augustinus als Theoretiker des Naturrechts, und O. Höffe, Positivismus plus Moralismus. Zu Augustinus eschatolo-gischer Staatstheorie, jeweils in: C. Horn (Hg.), Augustinus. De Civitate Dei, 1997.
Diesen Ausdruck verwendet Leibniz in seinen Nouveaux Essais, II 21 § 35, 37. Die zugrundegelegte Ausgabe ist genannt in Anmerkung 5 zu § 8.
Oben, § 1 II 3 a.
Thomas wird in allen Werkausgaben nach einheitlichen Siglen zitiert (bspw. Sth = Summa theologiae, Sg = Summa contra gentiles; vgl. Thomas-Lexikon, hg. v. L. Schütz, 21895). Wir zitieren die Sth nach der zweisprachigen Dominikaner/Benediktiner-Ausgabe von 1934, die Sg nach der von K. Albert und P. Engelhardt besorgten zweisprachigen Ausgabe 21987 und die Quaestiones de veritate nach der Ausgabe von A. Zimmermann 1986. Lesenswerte Einführungen sind: J. Pieper, Thomas von Aquin. Leben und Werk, 1986 und G. Mensching, Thomas von Aquin, 1995. Empfehlenswerte Sekundärliteratur ist: K. Rahner, Geist und Welt. Zur Metaphysik der endlichen Erkenntnis bei Thomas von Aquin, 1964, neu in: K. Rahner, Sämtliche Werke, Bd. 2, 1996; G. Siewerth, Der Thomismus als Identitätssystem, 1961; M. Jordan, The Pars moralis of the Summa theologiae as Scientia and as Ars, in: I. Craemer-Rugenberg (Hg.), Scientia und Ars im Hoch-und Spätmittelalter, 1994, 468 ff; E. Stein, Husserls Phänomenologie und die Philosophie des Hl. Thomas, in: FS Husserl, Jahrbuch für Phänomenologische Forschung 1929, 315 ff.; K. Merks, Naturrecht als Personenrecht? Überlegungen zu einer Relektüre der Naturrechtslehre des Thomas von Aquin, in: M. Hiembach-Steins (Hg.), Naturrecht im ethischen Diskurs, 1990, 28 ff.
Diese Schrift zur Regierungslehre wird—in der Reihenfolge: Buch, Kapitel, Seite (bspw. Reg I, 8, 32)—nach der allgemein zugänglichen Reclamausgabe zitiert.
Vor allem unter Eindruck von Thomas’ Staatsphilosophie verfaßte Papst Bonifaz VIII. 1302 die Bulle Unam Sanctam. Darin verkündete er die sogenannte Zwei-Schwerter-Theorie, wonach der Papst neben dem geistlichen Schwert auch das weltliche zu fuhren habe. Wie illusionär dieser konstruierte Machtanspruch tatsächlich war, erwies sich bereits im folgenden Jahr, als Philipp IV., König von Frankreich, den Papst gefangennehmen ließ. Im „Babylonischen Exil“ in Avignon (1309-1377) und während der Zeit der doppelten bis dreifachen Besetzung des Papststuhles (bis zum Konzil von Konstanz 1414-1418) verlor das Papsttum weiter an weltlicher Macht.
Dante Alighieri, Monarchia (lateinisch-deutsche Ausgabe bei Reclam, 1989); Marsilius von Padua, Defensor Pacis (deutsch als Der Verteidiger des Friedens bei Reclam, 1985).
Siehe dazu C. Schmitt, Der Nomos der Erde im Völkerrecht des Jus Publicum Europaeum, 31988; O. Kimminich, Der gerechte Krieg im Spiegel des Völkerrechts, in: R. Steinweg (Red.), Der gerechte Krieg: Christentum, Islam, Marxismus, 1980, 206 ff.
Zum Kosovo-Konflikt die Beiträge in H. Hubel/K. Dicke (Hg.), Die Krise im Kosovo, 1999; völkerrechtliche Aspekte werden z. B. diskutiert in den Aufsätzen von K. Ipsen, Der Kosovo-Einsatz—Illegal? Gerechtfertigt? Entschuldbar? und C. Tomuschat, Völkerrechtliche Aspekte des Kosovo-Konflikts, beide in: Die Friedenswarte 74 (1999), 19 ff. bzw. 33 ff.
In solcher Perspektive diskutiert die Frage nach dem gerechten Krieg—allerdings weitgehend ohne Rückgriff auf die rechtsphilosophischen Klassiker—M. Walzer, Just and unjust wars. A moral argument with historical illustrations, 21992.
Zur Lehre vom gerechten Krieg neben den in Anmerkung 9 genannten Titeln auch den Artikel: just war, in: The Blackwell Encyclopaedia of Political Thought, hg. v. D. Miller, 1987, 257 ff. (m.w.N.) sowie die Arbeiten in: J. B. Elshtain (Hg.), Just War Theory, 1992.
Zum folgenden P. Engelhardt, Die Lehre vom „gerechten Krieg“ in der vorreformatorischen und katholischen Tradition. Herkunft—Wandlung—Krise, in: Steinweg (Red.), Der gerechte Krieg, 72 ff. (76 ff.) und W. G. Grewe, Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 21988, 135 ff.
Zu Gentili siehe Grewe, Epochen, 147 ff.
Siehe etwa Kimminich, Der gerechte Krieg, 216 ff.
Das Thema des gerechten Krieges wird in jüngeren Studien durchaus behandelt, allerdings in einer sehr unbefriedigenden Art und Weise: Die Autoren bleiben bisher weitgehend den Fragestellungen und Denkmustern der Zeit des Ost-West-Konfliktes verhaftet. Damit läßt sich aber die neue weltpolitische und völkerrechtliche Situation kaum bewältigen. Siehe etwa A. Kaufmann, Rechtsphilosophie, 21997, 248 ff., V. Hösle, Moral und Politik. Grundlagen einer politischen Ethik für das 21. Jahrhundert 1997, 1022 ff.
Unten, § 512.
D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimar 1883 ff. (daher Weimarer Ausgabe, kurz WA). Unveränderter Abdruck 1966, Bd. 7, 20 ff. („Von der Freyheyt eyniß Christen menschen“), Bd. 11, 245 ff. („Von welltlicher Uberkeytt, wie weyt man yhr gehorsam schuldig sey“). Um wenigstens eine annähernde Vorstellung vom „Lutherdeutsch“ zu vermitteln, werden wörtliche Zitate in originaler Sprech-und Schreibweise wiedergegeben. Die meistzitierte moderne Edition ist diejenige von K. Bornkamm/G. Ebeling, Martin Luther, Ausgewählte Schriften, 1982 (6 Bände), Taschenbuchausgabe 1995. Als Einstiegslektüre in Leben und Werk des Reformators kann das schmale Buch von E. Maurer, Luther, 1999, empfohlen werden, das auf nur 150 Seiten die beiden zentralen Themen der Lutherschen Theologie—die Rechtfertigung des Einzelnen vor Gott und die Bedeutung der Sprache für ein adäquates Verständnis des christlichen Glaubens—anspruchsvoll und dennoch eingängig abhandelt. Etwas weiter verzweigt ist die Darstellung von D. Korsch, Martin Luther zur Einführung, 1997 (beide mit Literaturhinweisen); grundlegend für das Verständnis des Lutherschen Freiheitsbegriffs: E. Jüngel, Zur Freiheit eines Christenmenschen. Eine Erinnerung an Luthers Schrift, 31991; hilfreich für die Auseinandersetzung mit der Zweiregimentelehre: H.-H. Schrey (Hg.), Reich Gottes und Welt. Die Lehre Luthers von den zwei Reichen, 1969. Ins Zentrum der Rechtsphilosophie rückt die Freiheit eines Christenmenschen bei J. Schapp, Freiheit, Moral und Recht, 1994.
Dagegen Erasmus von Rotterdam: „Unter freiem Willen verstehen wir in diesem Zusammenhang das Vermögen des menschlichen Willens, mit dem der Mensch sich dem, was zur ewigen Seligkeit fuhrt, zuwenden oder von ihm abwenden kann“ (Vom freien Willen, Übersetzung O. Schumacher,51983, 24).
D. Korsch, Martin Luther zur Einführung, 131.
Einzelheiten dazu in der Kommentierung des Art. 20 IV von R. Gröschner, in: H. Dreier, Grundgesetz, Bd. 2, 1998.
Siehe m.w.N. R. Dolzer, Der Widerstandsfall, in: HStR VII, § 171, Rn. 9.
Thoreau (1817-1862) selbst hatte diesen Essay mit „Resistance to Civil Government“ überschrieben. Eine moderne, textkritische Edition findet sich in: The Writings of Henry D. Thoreau. Reform Papers, 1973, 63-90. Eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Schrift und ihrer Wirkung bieten H.-D. und H. Klumpjan, Henry D. Thoreau, 1986, 100 ff.
Süddeutsche Juristenzeitung 1946, 105 ff.; Wiederabdruck in: G. Radbruch, Gesamtausgabe, Bd. 3, 1990, 83 ff. (89).
Lesenswert: H. Dreier, Gustav Radbruch und die Mauerschützen, JZ 1997, 421 ff; monographische Aufarbeitung jetzt bei K. Seidel, Rechtsphilosophische Aspekte der „Mauerschüt-zen“-Prozesse, 1999.
BVerfGE 10, 59 (81).
So versteht etwa der Philosoph K.C.F. Krause (1781-1832) den Begriff Naturrecht. Dazu C. Dierksmeier, Recht als Grundwesenheit—Die Rechtsphilosophie K.C.F. Krauses, erscheint 2000.
R. Dreier zeigt (Artikel Naturrecht, in: Ergänzbares Lexikon des Rechts 2/370), daß der naturalistische Fehlschluß nur in den wahrlich seltenen Fällen vorliegt, wo aus rein deskriptiven Annahmen normative Konsequenzen gezogen werden, nicht aber, wenn die Seinsaussagen, von denen ausgegangen wird, durch ihre metaphysisch-teleologische Grundierung implizit normativer Natur sind. Der hermeneutische Zirkel, „daß die Zielbestimmungen und Wertstrukturen, die jene Theorie als der Natur immanent betrachtet, vorab in diese hineininterpretiert“ werden müssen, bleibt dann aber bestehen. Auf diese Problematik wurde besonders-allerdings weder erstmalig, noch originell, noch sie letztgültig klärend—von Hans Welzel (Naturrecht und materiale Gerechtigkeit,41990) aufmerksam gemacht.
Der Begriff ist heutzutage vor allem in Gebrauch bei D. v.d. Pfordten, Ökologische Ethik-Zur Rechtfertigung menschlichen Verhaltens gegenüber der Natur, 1996.
In diesem Sinne etwa Welzel, Naturrecht und materiale Gerechtigkeit.
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Gröschner, R., Dierksmeier, C., Henkel, M., Wiehart, A. (2000). Mittelalterliche Glaubenslehren und das Problem des Naturrechts. In: Rechts- und Staatsphilosophie. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57214-2_5
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