Anfallserkrankungen

Zusammenfassung

Fall 1. Der achtjährige Junge entwickelte plötzlich kurze, etwa 10 Sekunden dauernde Aussetzer, die mehrere hundert Male pro Tag auftraten. Sie fielen zunächst in der Schule auf, da die Aufmerksamkeitsstörungen dort besonders deutlich wurden. Abb. 31.1 zeigt eine typische Absence im Videodoppelbild mit EEG, das hochgespannte 3/s spike wave-Abläufe zeigt. Gleichzeitig fand sich beim Patienten eine Bulbusdeviation nach oben und eine Verharr-Reaktion. Der Patient wurde innerhalb weniger Tage völlig anfallsfrei, nachdem das Antikonvulsivum Valproinsäure eindosiert wurde. Einschränkungen der Intelligenz oder sonstige kognitive Einschränkungen lagen vor oder nach Therapiebeginn nicht vor. Mit Ende der Pubertät wurde die Medikation ausgeschlichen und der Patient blieb anfallsfrei. Es handelt sich um eine auf einen bestimmten Lebensabschnitt begrenzte, gut therapierbare, monosymptomatische Epilepsie, die als Absence-Epilepsie des Schulalters oder Pyknolepsie bezeichnet wird. Sie betrifft das ganze Gehirn (generalisierte Epilepsie) und wird zumindest teilweise durch genetische Faktoren verursacht.