Zusammenfassung
In einem sich wandelnden wirtschaftlichen und sozialen Umfeld, das sich plakativ mit den Stichworten Differenzierung, Ökonomisierung, Individualisierung, Enttraditionalisierung und Privatisierung 1 charakterisieren lässt und konkret einen massiven Wettbewerb um die zunehmend von Knappheit gekennzeichneten Arbeitsplätze bedeutet, erlangt die Teilhabe am Erwerbsleben den Charakter eines besonders wertvollen Gutes, dessen Verlust oder Nichterlangung die Gefahr einer - vermehrt sogar dauerhaften - gesellschaftlichen und sozialen Isolation birgt. Ein überproportionales und in diesem Kontext steigendes Risiko besteht für chronisch Kranke und Behinderte. Dieses Problem wird nicht zuletzt in den jüngsten (rehabilitationswissenschaftlichen) Diskussionen um die Neufassung der International Classification of Impairment, Disabilities, and Handicaps, kurz: ICIDH-2, thematisiert. Mit dem Kernbegriff der Partizipation wird hier die zunehmend komplexer werdende Aufgabe des „Einbezogenseins einer Person an bzw. in Lebensbereiche“ (WHO 1998, S. 19) beschrieben und nicht nur unter dem Aspekt der gesundheitlichen Situation des Betroffenen, sondern auch unter Berücksichtigung weiterer Kontextfaktoren diskutiert. Partizipation thematisiert in dem neuen sozial orientierten Modell von chronischer Krankheit und Behinderung v a. auch das komplexe Einwirken von Umweltbedingungen - und hier insbesondere von sozial-und arbeitsmarktbedingten Faktoren. Die in diesem Modell angesprochene Wechselwirkung von sozialen und gesundheitlichen Sicherungssystemen wird unter den Bedingungen zunehmend knapper werdender gesellschaftlicher Ressourcen immer problematischer und verlangt nach neuen Lösungen. Diese Problemlage wird für den Personenkreis der chronisch Kranken und Behinderten besonders prekär. Um den Betroffenen eine Chancengleichheit in Bezug auf die Partizipation zu gewährleisten, sind entsprechende rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen zwar wohlfahrtsstaatlich begründet und sozialrechtlich verankert worden, die sich grundsätzlich auch in ihrer langjährigen Tradition bewährt haben; aber ungeachtet dessen werden mit den veränderten sozialökonomischen Bedingungen zunehmend neue Aufgaben und Probleme aufgeworfen.
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Hansmeier, T., Karoff, M. (2000). Partizipation von chronisch Kranken und Behinderten am Erwerbsleben. In: Bengel, J., Koch, U. (eds) Grundlagen der Rehabilitationswissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57114-5_9
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