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Qualitative Forschung in der Rehabilitation

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Grundlagen der Rehabilitationswissenschaften

Zusammenfassung

„Qualitative Forschung“ 1 stellt eine wichtige und gut etablierte Traditionslinie innerhalb der empirischen Sozialforschung dar. Jenseits aller Unterschiede ihrer inzwischen vielfältig differenzierten Ansätze und methodischen Verfahren geht es qualitativer Forschung um eine möglichst genaue und reichhaltige Beschreibung und Analyse der komplexen sozialen Wirklichkeit(en), die sie aus der Perspektive der in ihr handelnden Personen „von innen heraus“ beschreibt, zu Typen verdichtet und als Strukturmuster rekonstruiert. Sie bemüht sich darum, die erhobenen Wirklichkeitssichten vor dem Hintergrund kultureller Sinnsysteme deutend zu verstehen. Die bei den Interaktionen sozialer Akteure ablaufenden sozialen „Herstellungsprozesse“ und die „Methoden`, deren sich die Handelnden dabei bedienen, analysiert sie sequentiell und in Abhängigkeit von den sie strukturierenden situativen, sozialstrukturellen und symbolisch kodierten gesellschaftlichen Deutungsmustern. Dabei stützt sie sich auf einen breit gefächerten Kanon differenzierter Forschungsmethoden zur Erhebung und Nutzung verbaler und visueller Daten in natürlichen sozialen Situationen, die sie als „Texte“ und Dokumente behandelt. Diese werden mit Hilfe, z. B. phänomenologischer oder hermeneutischer Verfahren kontextbezogen gedeutet und zur möglichst genauen und „dichten Beschreibung“ (Geertz 1983) des untersuchten Wirklichkeitsbereichs herangezogen. Inhaltlich geht es dabei z. B. um die Darstellung von Lebenswelten, milieuspezifischen Lebensstilen oder die Analyse von bereichsspezifischen impliziten „Theorien“ der Handelnden, wie etwa Laienvorstellungen über Krankheit und Gesundheit, usw. Strukturell geht es z. B. um die Analyse allgemeiner Merkmale von Situationen, um Strukturmuster familiärer Krankheitsbewältigung, um Ablaufmuster in Organisationen, etwa in Kliniken, usw. Unter einer formalen und grundlagenwissenschaftlichen Perspektive geht es um den Aufweis sozialer Konstruktions-und Organisationsprinzipien oder konstitutiver Regeln der sozialen Geordnetheit in der alltäglichen und außeralltäglicher Interaktion und Kommunikation. In ihren unterschiedlichen theoretischen Ansätzen - z. B. Symbolischer Interaktionismus, phänomenologische Analyse, Ethnomethodologie, Konversationsanalyse, objektive Hermeneutik, Ethnographie - geht es qualitativer Forschung um eine methodisch kontrollierte und nachvollziehbare „Re-Konstruktion“ von Strukturen und Verweisungshorizonten auf der Basis einer möglichst vollständig ausgeschöpften Empirie der methodisch erfassten sozialen Konstruktionen „erster Ordnung“ (Schütz 1973) und ihrer sinnhaften Bedeutungen, wie sie von den sozial Handelnden alltäglich erzeugt werden.

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v. Kardorff, E. (2000). Qualitative Forschung in der Rehabilitation. In: Bengel, J., Koch, U. (eds) Grundlagen der Rehabilitationswissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57114-5_23

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