Mindestwasserführung von Gewässern und hydraulischer Streß

Zusammenfassung

Niedrigwasserführung und Austrocknung in Fließgewässern sind natürliche Phänomene, die—abhängig von Gewässerregion, Klima, geochemischen Faktoren und Physiographie—weltweit und in vielen Erscheinungsformen auftreten. Analog zur offensichtlichen Notwendigkeit, hydrologische Regime zu beschreiben und zu „klassifizieren“, um die ökologischen Auswirkungen von Abflußextremen zu verstehen (Pickett u. White 1985, Poff u. Ward 1989), wurde erst in jüngerer Zeit speziell für diese „temporären“ Fließgewässer eine Typisierung vorgeschlagen (Schellenberg et al. 1994, Sommerhäuser et al. 1998), die dazu beitragen soll, allgemeingültige Systemcharakteristika zu formulieren, um beobachtete Phänomene besser interpretieren zu können und vergleichbar zu machen. Als wichtigste Kriterien, deren räumliche und zeitliche Maßstäbe zu berücksichtigen sind, wurden die Parameter Vorhersagbarkeit, Frequenz, Dauer, Intensität und Ursache von Niedrigwasser- bzw. Austrocknungsphasen (z.B. durch Verdunstung, Versickerung, Einfrieren, Wasserentzug durch Vegetation etc.) benannt. Global lassen sich danach die folgenden Typen temporärer Fließgewässer generell unterscheiden: mediterrane, ephemere, tropische, subalpine, alpine und polare Fließgewässer sowie Karstbäche (Schellenberg et al. 1994). Unterhalb dieser Typisierungsebene ist nach regionalen Unterschieden zu differenzieren. So wird etwa für das nordwestdeutsche Tiefland der sommertrockene Bach beschrieben (Timm u. Sommerhäuser 1993, Sommerhäuser 1994); zahlreiche weitere Beispiele wird man in anderen Regionen finden. Die Anwendung und Erprobung einer regionalen, ökologisch relevanten Niedrigwassertypologie steht noch aus, wohingegen im rein hydrologischen Bereich für einige Regionen Westeuropas Ansätze bestehen (Demuth 1993).