Zusammenfassung
Das Verhältnis der modernen Gesellschaft zu den neuesten Errungenschaften der Gentechnik und dem diese Technik fördernden Patentschutz erscheint gespannt und gespalten. Am krassesten kommt dies neuerdings im Bereich der Züchtung und Nutzung transgener Pflanzen zum Ausdruck, aber auch der Bereich der Medizin, wo man einen höheren Akzeptanzgrad und ein ungetrübteres Verhältnis zu den beiden vermuten dürfte, bildet scheinbar keine Ausnahme. So wurde der damalige Präsident der Bundesärztekammer, Karsten Vilmar, in der Frankfurter Rundschau vom 30. März 1996 in einem Bericht von Emmerich, Genpatentierung — “abstruse Idee“, mit der Äußerung zitiert, dass es sich bei den Erbinformationen nicht um Erfindungen von Forschern, sondern um natürlich vorkommende Substanzen handle. Wenn es überhaupt einen Erfinder der Gene gäbe, dann wäre es — je nach Weltanschauung — Gott oder Evolution (3). Ähnlich negativ reagierte etwas später die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik: Menschliche DNA-Sequenzen — innerhalb und außerhalb ihrer natürlichen Umgebung — seien Entdeckungen und keine Erfindungen. Sie seien Teile des menschlichen Körpers und sollten als solche nicht patentierbar sein (5).
Genpatentierung — Eine „abstruse Idee“?, Deutsches Ärzteblatt 97, Heft 16 vom 21. April 2000, AZ-Nr.: 172/99a
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Literatur
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Straus, J. (2001). Genpatentierung — Eine „abstruse Idee“? Betrachtungen aus Anlass der EU Biotechnologierichtlinie 98/44/EG. In: Raem, A.M., Braun, R.W., Fenger, H., Michaelis, W., Nikol, S., Winter, S.F. (eds) Gen-Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-56818-3_38
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