Zusammenfassung
Dürfen wir, was wir können? Diese zum Topos herabgesunkene Frage ist logisch zulässig, geht aber praktisch ins Leere. Eine ethische Betrachtung trifft nur einen Teil dessen, was Menschen bedrückt und ratlos macht, wenn sie Gentechnologie beurteilen. Noch weniger bedeutsam für eine Stellungnahme sind die wahrgenommenen Risiken der Anwendung (Daele 1997: 11; Eurobarometer 1997: 845), der zweite Fixpunkt, auf den sich die Bemühungen eines öffentlichen Dialogs bisher konzentrieren. Dies erhellt einigermaßen konsistent aus den Zeitreihen-Erhebungen des Eurobarometers on Biotechnology (1991, 1993, 1996), deren Ergebnisse2 sich überspitzt in der paradoxen Aussage zusammenfassen lassen: Segnungen der Gentechnik ja, Anwendung der Gentechnik nein (vgl. Bartram 1997: 126; Hennen 1994: 332).
Der Text wurde im Dezember 1998 abgeschlossen.
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Michaelis, W. (2001). Halten wir Gentechnologie aus?. In: Raem, A.M., Braun, R.W., Fenger, H., Michaelis, W., Nikol, S., Winter, S.F. (eds) Gen-Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-56818-3_29
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