Zusammenfassung
Wann immer die Wissenschaft in der Analyse von Naturphänomenen auf deren Grundelemente gestoßen ist, hat sie Befürchtungen ausgelöst. Man meinte, die Kenntnis dieser Grundelemente befähige den Menschen auch dazu, über sie zu herrschen, sie auseinanderzunehmen und nach Gutdünken wieder zusammenzusetzen, um so neue Naturen zu schaffen, belebte oder unbelebte, gelingende oder mißlingende und zu guten oder zu bösen Zwecken. Paradigmatisch dafür ist die Vorstellung Demokrits vom körnigen, also atomaren Grundbestand der Welt. Je mehr diese Vorstellung durch wissenschaftliche Erfahrung gestützt wird (Kenntnis der Moleküle und Atome), desto mehr wird das von Ängsten begleitet. So erwog Lichtenberg, die Chemie verbieten zu lassen, weil die Chemiker auf „eine Art von Ferment“ geraten könnten, das „unsere Luft plötzlich zu zersetzen“ in der Lage sei, so daß die Welt untergehe. Hintergrund solcher Ängste ist ein Glaube, nach dem die Welt sich — sei es als Ergebnis eines göttlichen Schöpfungsplanes, sei es als Ergebnis einer von Zufall und Notwendigkeit gesteuerten ziellosen Evolution — in einem stabilen und wohlgeordneten Zustand befinde. Zwar sei der Mensch befähigt, in diesen Zustand einzugreifen, doch laufe er dabei immer Gefahr, ohne Kennntnis dessen, was die Welt in ihrem Innersten zusammenhält, die Welt aus ihrem Gleichgewicht und schließlich zum Untergang zu bringen.
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Wuermeling, HB. (2001). Ethische und gesellschaftliche Fragen gentechnischer Anwendungen in der Humanmedizin. In: Raem, A.M., Braun, R.W., Fenger, H., Michaelis, W., Nikol, S., Winter, S.F. (eds) Gen-Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-56818-3_28
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