Zusammenfassung
Der Patient kann neben dem Krankenhausträger als weitere Haftungsschuldner diejenigen Ärzte heranziehen, die persönlich die zur Haftung führenden Umstände herbeigeführt haben.1 Sie haften dem Patienten, ohne Bestehen einer eigenen Behandlungspflicht, einschränkungslos aus Delikt und, im Falle einer kumulativen Wahlarztbehandlung, auch aus Vertrag. Die im folgenden darzustellenden Grundsätze der Haftungsbeschränkung im Arbeitsverhältnis sind auf das Außenverhältnis Arzt—Patient, entgegen anderslautenden Literaturansichten2, nicht anwendbar, wie der Bundesgerichtshof in zwei führenden Entscheidungen herausgestellt hat. Lediglich beamteten Ärzte kommt noch immer das Verweisungsprivileg des § 839 Abs.l S.2 BGB zugute.
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Note
Vereinzelt werden auch Pflegekräfte persönlich zur Schadensersatzleistung verurteilt. OLG Oldenburg, Schwester/Pfleger 1997, 1035: Eigenhaftung einer Krankenschwester, die den Patienten mit Blutungen nach Tonsillektomie nach Hause geschick hatte, wegen Übernahmeverschuldens (u.a. zur Zahlung von 6.000 € Schmerzensgeld). Im Wesentlichen konzentriert sich die Eigenhaftung von Krankenhausbeschäftigten jedoch auf die Gruppe der Ärzte, auf die sich die folgenden Ausführungen beschränken.
Gamülscheg, ArbuR 1990, 167 ff.; Wohlgemuth, DB 1991, 910 ff.
BGHZ 108, 305 = VersR 1989, 1197; BGH VersR 1994, 477.
Lindacher, JuS 1986, 379, 381; Gottwald, JA 1982, 64, 65.
Vgl. Brox/Rüthers, Arbeitsrecht14 (1999), Rn.103.
Büsken, Haftungssystem, Freistellung und Regreß bei Krankenhausträger und angestelltem Arzt (1986), S. 117.
Vgl. Annuß, Die Haftung des Arbeitnehmers (1998), S.137.
BAG NZA 1993, 547; BGH NZA 1994, 271.
Vgl. BAG AP Nr. 47 zu § 611 BGB—Haftung des Arbeitnehmers; BAG AP Nr.86 zu § 611 BGB — Haftung des Arbeitnehmers.
Büsken/Klüglich, VersR 1994, 1141, 1150. Der 7. Senat des BGA (BAG AP Nr.82 zu § 611) war zwischenzeitlich von der Dreiteilung abgerückt und wollte den Arbeitnehmer nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit einstehen lassen.
BGA NZA 1988, 579.
Richardi, NZA 1994, 241, 244.
A.A. Bergmann, Krankenhaushaftung (1996), Rn.676; zutr. Taupitz, in FS für Deutsch (1999), S.825, 833.
BAG NZA 1990, 97.
§ 96 (Bad.-Württ.); Art. 85 (Bay.); § 44 (Bbg.); § 77 (Brem.); § 82 (Hmbg.); § 91 (Hess.); § 86 (Meck.-Vorp.); § 86 (Nds.); § 84 (NW); § 86 (Rheinl.-Pf.); § 93 (Saarl.); § 97 (Sachs.); § 94 (Schl.-Holst); § 82 (Thür.); anders § 41 (Berlin); § 78 (Sachs.-Anh.).
Vgl. Hübner, ZVersWiss 1990, 55, 67 f.; Büsken/Klüglich, VersR 1994, 1141, 1151; Heinze, MedR 1983, 9.
Büsken, Haftungssystem, Freistellung und Regreß bei Krankenhausträger und angestelltem Arzt (1986), S.201 ff; Annuß, Die Haftung des Arbeitnehmers (1998), S.142.
Büsken/Klüglich, VersR 1994, 1141, 1150; Heinze, MedR 1983, 6, 8.
BGHZ 85, 396 = VersR 1983, 244.
Vgl. Heime, MedR 1983, 6, 8.
Annuß, Die Haftung des Arbeitnehmers (1998), S.143 f. differenziert für den Praktiker nur schwer nachvollziehbar zwischen “originärem” und “derivativem” (antizipiert zediertem) Liquidationsrecht.
Eine zusätzliche, hier nicht weiter verfolgte Frage betrifft die Aufteilung der materiellen Schadenstragung zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und privater Haftpflichtversicherung. Die vorleistende GKV nimmt keinen Regress aus abgetretenem Recht nach § 116 SGB X, falls Teilungsabkommen mit Privatenversicherern abgeschlossen wurden. Im Vertragsarztrecht kann die Krankenkasse einen eigenen öffentlich-rechtlichen Regressanspruch gegen den Arzt geltend machen; dazu Schulin/Clemens, Hdb. d. Sozialversicherungsrechts Bd.l (1994), S. 463; insbes. Bogs, in FS für Deutsch (1999), S. 465 ff.
Stock, Der Probandenschutz bei der medizinischen Forschung am Menschen (1998), S.73 f.; 101 ff.; Wenckstern, Die Haftung bei der Arzneimittelprüfung und die Probendenversicherung (1999), S.245 ff.
Vgl. Hanau, MedR 1992, 18 ff.
Dazu Lippert, Die Personalvertretung 1992, 342, 345.
Hübner, ZVersWiss 1990, 55, 71.
Kistner, Wahlbehandlung und direktes Liquidationsrecht des Chefarztes (1990), S.60.
Vgl. Deutsch, Versicherungsvertragsrecht4 (2000), Rn. 314.
Ratzel/Lippert, Kommentar zur MBO2 (1998), § 21, Rn.2.
Bejahend BVerwG NJW 1968, 2308.
BAG AP Nr.83 zu § 611 BGB — Haftung des Arbeitnehmers; LAG Berlin VersR 1983, 947, 940.
Büsken/Klüglich, VersR 1994, 1141, 1151.
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Pflüger, F. (2002). Innenverhältnis — Regress, Freistellung und Versicherung. In: Krankenhaushaftung und Organisationsverschulden. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-56357-7_7
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