Zusammenfassung
Die Patientenaufklärung — oder vielmehr das dabei geführte Gespräch — ist trotz eines möglichen flankierenden Einsatzes elektronischer Medien eine persönliche Angelegenheit zwischen Arzt und Patient. Die Aufklärung ist somit im Gegensatz zu manchen Diagnose- und Therapieprozeduren bisher keiner durchgreifenden Technisierung zugänglich gewesen. Dennoch muss die Krankenhaus- bzw. die Abteilungsleitung einer globalen Steuerungsverantwortlichkeit nachkommen und dafür sorgen, dass auch im oftmals anonymen klinischen Großbetrieb jeder einzelne Patient von einem kompetenten Arzt im gebotenen Umfang2 über Wesen und Risiken des geplanten Eingriffs unterrichtet wird3. Die damit angesprochene Organisation der Aufklärung ist nicht zu verwechseln mit der bereits erörterten sog. Organisations- oder (besser) Qualitätsaufklärung4, bei der interne Qualitätsund Organisationsstrukturen zum notwendigen Inhalt des Aufklärungsgesprächs erhoben werden sollen.
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Note
Zu denken ist an ein interaktives elektronisches Expertensystem zur Abfrage patientengerecht aufbereiteter Informationen, s. unten Fußn.50 und 66.
Vgl. oben § 8 II c, S.109 ff.
BGH VersR 1961, 1039.
Hart, MedR 1997, 47 ff.; krit. Pflüger, MedR 2000, 6 ff.
KG VersR 1979, 260 (“Oberarmplexuslähmung”).
OLG Celle VersR 1984, 89 (“Achillissehnen-OP—chronische Hepatitis”).
OLG Celle, a.a.O.
BGH VersR 1992, 314, 316 = AHRS 3010/44 (“Eigenblutspende”); nunmehr normiert in § 13 Abs. 1 S.5 TFG.
Dazu ausführlich unten § 12 II 1, S.187 ff. [Anwendung von Blut-und Blutprodukten].
OLG Celle VersR 1984, 89 (“Achillissehnen-OP—chronische Hepatitis”).
BGH VersR 1961, 1039, 1041 (“Recurrensparese”).
BGH, a.a.O., S.1041.
Dazu Hoppe, NJW 1998, 782, 783 f.
Widersprüchlich Weißauer, RPG 1997, 101, der Aufklärungsweisungen für berufsrechtswidrig hält, gleichwohl aber ohne weitere Begründung von einer Organisations-bzw. Verkehrspflicht ausgeht, Anweisungen zu erlassen.
BGH VersR 1956, 1106; OLG Köln NJW 1978, 1690.
So zur verstehen OLG Hamm VersR 1985, 598, 599.
BGH VersR 1956, 1106, 1108 (“involutiv-endogene Depression”).
OLG Köln NJW 1978, 1690, 1691 (“habituelle Plexusluxation”).
OLG Karlsruhe VersR 1989, 1053 (“transurethale Eletrosektion”); KG VersR 1979, 260 (“Oberarmplexuslähmung”).
BGH NJW 1979, 1933 (“Pyelonephritis”).
Krüger, RPG 1997, 91 ff.
Heuser/Hepp, Klinikarzt 1998, XVIII ff.
BÄK, Empfehlungen zur Patientenaufklärung, DÄBI 1990, S.A-1279 ff.
DKG-Aufklärungsrichtlinien3 (1992).
Vgl. Hart, MedR 1999, 8, 11.
Zu den Charakteristika von Leitlinien, ausführlich § 21 12, S.277 f.
Vgl. DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt II, S.8-11.
Vgl. DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt III, S. 11-12.
Vgl. DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt IV, S. 12-26.
Vgl. DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt II-4, S.9.
Vgl. DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt II-6, S.9.
Vgl. DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt II-9, S.10.
Vgl. DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt III-2, S.11 f.
KG VersR 1979, 260, 161.
Überzogen Giesen, Arzthaftungsrecht4 (1995), Rn.l49, der verlangt, Aufklärungsrichtlinien “unverzüglich” an den jeweilig neuesten Stand der Rechtsprechung anzupassen.
Einführend Laufs, Gynäkologe 1989, 364 ff.
Vgl. Deutsch, Medizinrecht4 (1999), Rn. 142 ff.: Differenzierung zwischen abstrakten und konkreten Formularen.
Der DIOmed-Verlag bietet allein im Bereich der Radiodiagnistik sieben verschiedene Formulare an.
Zur Stufenaufklärung grdl. Weissauer, Chirurg 1982, 597 f.; krit. Wachsmuth/Schreiber, ebd., 594.
So Deutsch, Medizinrecht4 (1999), Rn.138.
Schlund spricht zutreffend von einem “fast gestörten Verhältnis” des BGH zu Aufklärungsformblättern und-bögen, Anm. zu OLG München VersR 1993, 752, 753; s. auch BGH VersR 1992, 960; OLG Hamm VersR 1992, 1473: OLG Düsseldorf v. 10.11.94 AHRS II 5350/111: “Gegen jede Art der Formularaufklärung [sind] Bedenken anzumelden”.
Wachsmuth, NJW 1982, 686, 687.
Laufs, in Laufs/Uhlenbruck, Hdb. des Arztrechts2 (1999), § 66, Rn.l4.
BGH v. 15.2.00 — VI ZR 48/99 (“Schluckimpfung”), S. 16.
Nach a.A. handelt es sich beim Schriftlichkeitserfordernis nach § 44 Abs.2 Nr.2 AMG nur um eine Beweisförmlichkeit.
§ 22 Abs.2 BPflV knüpft die Wirksamkeit der Wahlleistungsvereinbarung, nicht jedoch die der wirtschaftlichen Aufklärung an die Schriftform, vgl. Tuschen /Quaas, Bundespflegesatzverordnung4 (1998), § 22, S.397.
Vgl. OLG Oldenburg VersR 1998, 854, 855: Erhebliche Beweisfunktion der Aufklärungsdokumentation.
BGH VersR 1985, 361, 362.
BGH v. 15.2.00 — VI ZR 48/99 (“Schluckimpfung”).
Über den Einsatz computerisierter Aufklärung in den USA: Rosoff, Informed Consent in the Electronic Age, Am J Law & Med 25 (1999), 367, 375 ff.
Vgl. Deutsch, Medizinrecht4 (1999), Rn.l44.
Klarstellend die DKG-Aufklärungsrichtlinien, Punkt II-1, S.8: “Das Aufklärungsgespräch kann nicht durch Formulare ersetzt werden.”; grundlegend BGHZ 90, 103, 110.
Unklar OLG Stuttgart VersR 1998, 1111, 1113.
BGH VersR 1985, 362, 362; OLG München VersR 1988, 525.
OLG Düsseldorf ArztR 1988, 98, 99.
BGHZ 90, 103, 110; BGH VersR 1985, 361, 362.
OLG Düsseldorf VersR 1994, 1423, 1424 (“Morbus Meniere”).
BGH VersR 1984, 465, 467; ähnlich OLG Schleswig VersR 1996, 634, 636.
OLG Oldenburg ArztR 1998, 235.
BGH NJW 1985, 1399; OLG Hamm VersR 1995, 661; OLG München VersR 1991, 198 Ls.; OLG Karlsruhe VersR 1999, 1113: Arzt sagt aus, er sei sicher, sein Aufklärungsprogramm eingehalten zu haben. Das LG Dortmund MedR 1993, 392 ließ Zeugenangaben über die Aufklärungsgepflogenheiten im Krankenhaus wegen substantiierten Bestreitens des Patienten zur Beweisführung nicht ausreichen.
OLG Hamm VersR 1992, 1473, 1474 (“Nukleotomie”): Die Zeugen-und Parteibehauptung eines “üblichen” und ausreichenden Aufklärungsgesprächs war nicht “mit dem Inhalt des überreichten Informationsblattes in Einklang zu bringen”, das das streitgegenständliche Risiko nicht aufführte; BGH VersR 1999, 190, 191: Der Begriff “Lähmung” umfasst auch dauerhafte Lähmungen, Indizwirkung reicht aber trotz Parteivernehmung nicht aus.
OLG München VersR 1993, 752, relativierend die Anm. von Schlund, ebd.
Laufs, Arztrecht4 (1988), Rn.l31; vgl. auch Wolf/Horn/Lindacher, AGBG4 (1999) § 9, Rn.K-31.
vgl. Hollmann, NJW 1973, 1393, 1396.
Deutsch, VersR 1981, 293, 296; E. Schmidt, Der Arzt im Strafrecht (1939), S.94.
Vgl. Jungbecker, MedR 1990, 173, 174. Am Rande sei angemerkt, dass man sich an dieser Stelle keine Denkverbote auferlegen sollte. Kollektive Kommunikationsgewohnheiten ändern sich Laufe der Zeit. Eine Aufklärung, die ohne persönliches Arztgespräch auskommt und stattdessen auf dem Einsatz interaktiver Computerprogramme basiert, ist aus Sicht einer mit virtuellen Realitäten aufgewachsenen Generationen nichts Fernliegendes; dazu Rosoff (Fußn.50). Schon jetzt bzgl. der reinen Formularaufklarung weniger restriktiv BGH v. 15.2.00 — VI ZR 48/99 (“Schluckimpfung”).
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Pflüger, F. (2002). Organisation der Patientenaufklärung. In: Krankenhaushaftung und Organisationsverschulden. MedR Schriftenreihe Medizinrecht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-56357-7_12
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