Zusammenfassung
Die aktuelle politische und öffentliche Klimadiskussion begann mit einer wissenschaftlichen Prognose über einen zu erwartenden Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur (Manabe/Wetherald 1975). Kontroverse Diskussionen urn Prognosen begleiten seitdem sowohl die Klimadiskussion (Kap, 1.1) als auch die Klimafolgendiskussion (Kap. 1.2). Gestritten wird vor allem urn das Ausmaß und die zeitliche Dimension der Erhöhung der globale Erdmitteltemperatur sowie die räumliche Verteilung von Klimaänderungen. Dem vorliegenden Projektbericht ist durch den Projekttitel bereits eine besondere Relevanz der Prognosethematik vorgegeben, mit dem Fokus auf der Frage, wie sicher Klimaänderungsprognosen und wie gravierend die prognostizierten Änderungen und die Folgen dieser Änderungen sein müssen, urn Maßnahmen einer bestimmten Eingriffstiefe und entsprechender Kosten zur Umsteuerung des Wirtschaftssystems zu rechtfertigen.
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Literatur
Urban (1973, S. 104ff.) diskutiert die Möglichkeit von Prognosen für geschlossene Systeme. Sein Schluss, dass absolut sichere Prognosen dort aufgrund eines Zirkelschlusses nicht zustandekommen können, ist zwar in der Aussage richtig, aber falsch begrundet. Denn die Abgeschlo ssenheit des Systems ist keine zeitinvariante Konstante: selbst wenn ein System geschlossen ist, kann darausnicht abgeleitet werden, dass es auch während des Prognosezeitraumes geschlossen bleibt. Ceteris-Paribus-Bedingungen sind in jeglichen Prognosen, auch in Prognosen für geschlossene Systeme, unverzichtbar.
Die Rede von selbstbeeinflussenden Prognosen stellt sich bei näherer Betrachtung als Missbrauch der Sprache heraus, indem wesentliche Antezedentia unterschlagen werden. Nur eine (methodisch unzulässige!) Prognose der Art „In funf Jahren wird ein Lehrermangel eintreten“, kann selbstbeeinflussend wirken; eine korrekte (konditionale!) Prognose der Art „Wenn sich das Studierverhalten der Abiturienten nicht ändert, wird in fünf Jahren ein Lehrermangel eintreten“ kann sich nicht selbst „beeinflussen“ (Grunwald 2000).
Die vermeintliche „Paradoxie der Prognose“ (Seiffert 1983), die gegen die Möglichkeit wissenschaftlicher Prognose ins Feld geführt wird (nämlich die Tatsache, dass durch eine Prognose gerade der Sachverhalt verändert werden kann, der prognostiziert werden sollte), erweist sich als Scheinargument auf der Basis derartiger überzogener Anforderungen (Grunwald 2000b).
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Schröder, M. et al. (2002). Belastbarkeit von Prognosen. In: Wütscher, F. (eds) Klimavorhersage und Klimavorsorge. Wissenschaftsethik und Technikfolgenbeurteilung, vol 16. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55981-5_19
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