Zusammenfassung
V und M sollen Eltern einer Tochter werden. Zur Entbindung hatten sie sich für das Gießener Universitätsklinikum entschieden. Im Vorfeld der Geburt wiesen sie den Oberarzt Dr. O, verantwortlich für die medizinische Betreuung des Geburtsvorganges, auf ihre Glaubensrichtung hin, die ihnen die Verabreichung von fremdem Blut oder fremden Blutprodukten verbietet. Sie erklärten, dass sie im Faile einer notwendigen Bluttransfusion durch Komplikationen oder Unfälle auf eine Fremdblutspende verzichten müssten. Außerdem reiche die Eigenblutspende der M, die auch tatsächlich kurz vcr der Geburt abgenommen wurde, für Kornplikationen oder Unfälle aus. Schon bei dieser Besprechung, die drei Stunden dauerte, erklärte Dr. O, dass eine Eigenblutspende qualitativ und quantitativ nur sehr begrenzt verwendungsfähig sei und bei größerem Blutverlust nicht ausreichen würde. Im Übrigen wisse man nie, was alles passieren könne. Er erklärte unter umfassender Darlegung der medizinischen Sachlage, welche Gefahren auf M und das Kind zukommen könnten, Insbesondere betonte Dr. O nachdrücklich, dass M bei einem Verzicht auf die Fremdblutspende sicher sterben werde. V und M konnten ihrerseits dem Dr. O glaubhaft machen, wie wichtig ihnen ihre religiöse Grundentscheidung auch angesichts der aufgezeigten Konsequenzen sei. Auch bestanden an der Willensfreiheit der zu diesem Zeitpunkt geäußerten Gewissensentscheidung von V und M keinerlei Zweifel.
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Literatur
Vgl. die Übersicht bei Brammsen, GA 2002, 193 ff.
Vgl. Eb. Schmidt, Engisch FS, 340 f.
Vgl. Kienapfel , ÖJZ 1976, 281 (283); Gropp, AT, § 11 Rn. 64.
Vgl. BGHSt 6, 59; 40, 266; Schönke/Schröder/Stree, vor § 13 Rn. 158; Tröndle/Fischer, vor § 13 Rn. 12.
Vgl. Gössel, ZStW 96 (1984), 326 f.
Vgl. Engisch, Gallas FS, 1973, 167, 170.
Vgl. Armin Kaufmann, Die Dogmatik der Unterlassungsdelikte, 1959, S. 61 ff.
Vgl. Brammsen, GA 2002, 205 ff.
Vgl. Gropp, Schluchter GS, 2002, 173 ff.
Vgl. dazu: Schönke /Schröder /Eser , § 216 Rn. 10.
Vgl. näher OLG München, NJW 1987, 2943 f.; Schönke/Schröder/Eser, vor § 211 Rn. 28; vgl. zur Garantenstellung aus Übernahme Schönke/Schröder/Stree, § 13 Rn. 29.
Vgl. Schönke /Schröder /Cramer /Sternberg-Lieben , § 323 cRn. 20.
Vgl. auch BVerfGE 32, 106 ff.
Der Anwendungsbereich des § 212 ist eroffnet, da laut Sachverhalt von der Lebensfähigkeit des Kindes auszugehen ist. Vgl. zur Abgrenzung insb. Gropp, GA 2000, 1 ff.
So Herzberg, MDR 1973, 91 ff.
So Armin Kaufmann, Die Dogmatik der Unterlassungsdelikte, 1959, S. 215 ff.; Welzel, Strafrecht, S. 206, 221.
So Schönke /Schröder /Eser , § 22 Rn. 50 mwN.
Vgl. zur Abgrenzung Gropp, AT, § 9 Rn. 38 f.
Näher dazu Gropp, AT, § II Rn. 9 ff.
OLG Zweibrücken NJW 1998, 841.
Schönke /Schröder /Cramer /Sternberg-Lieben , § 15 Rn. 84.
Vgl. Brammsen , JZ 1989, 71.
Vgl. Schönke /Schröder /Cramer /Sternberg-Lieben , § 15 Rn. 81 ff.
Roxin, AT 1, § 12 Rn. 27; BGHSt 7, 370; 36, 1, 9 f.
Vgl. dazu die Übersicht bei Schönke /Schröder /Cramer /Sternberg-Lieben , § 15 Rn. 74; Hillenkamp, 32 Probl eme AT, 1 ff.
Herzberg JuS 1986, 261; ders., JZ 1988, 575.
Armin Kaufmann, ZStW 70 (1978), 73 f.
Schmidhauser, Strafrecht AT, 7/101.
H. Mayer, Strafrecht AT, 121.
Vgl. Schönke /Schröder /Cramer-Sternberg-Lieben , § 15 Rn. 80.
Vgl. Gropp, AT, § 12 Rn. 65 ff.
Gropp, AT, § 12 Rn. 71.
Vgl. Schönke /Schröder /Eser , § 223 Rn. 30.
Schönke /Schröder /Stree , § 224 Rn. 9 b mwN.
Vgl. BGHSt 2, 163; Tröndle/Fischer, § 224 Rn. 12; a. A. Schönde/Schröder/Stree, § 224 Rn.12.
Vgl. Gropp, AT, § 6 Rn. 118.
Vgl. LK-Hirsch, § 34 Rn. 74 mwN.; Schonke/Schröder/Lenckner/Perron, § 34 Rn. 30 mwN.
Vgl. Gropp, AT, § 6 Rn. 137; Roxin, AT 1, § 16 Rn. 69; a. A. Bockelmann/Volk, AT, § 15 II 7 f.; Wessels/Beulke, AT, Rn. 316.
So aber O. Lampe, NJW 1968, 88; Hruschka, Dreher FS, 1977,203 ff.
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Gropp, W., Küpper, G., Mitsch, W. (2003). Die verweigerte Bluttransfusion. In: Fallsammlung zum Strafrecht. Juristische ExamensKlausuren. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55882-5_2
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