Zusammenfassung
Die öffentliche Rede über Technik erstickt in Abstraktion. Geredet und geschrieben wird von „der Technik“, „dem Menschen“, „der Wissenschaft“, „der Natur“, „der Kultur“, „der Gesellschaft“, „der Wirtschaft“ oder „der Politik“. Auf einer solch elitär abstrakten Ebene kann sich ein jeder problemlos seine Manege gestalten und darin seine intellektuellen Kunststücke vorführen. Gleich ob Rationalitätsfanatiker, Kulturalismusmissionar, Diskursfetischist, Institutionenanhänger, Sinnrationalisierer oder einfach auch nur Moralapostel oder Weltverbesserer, jeder kritische Denker kann mit dem Anspruch auf zeitlos gültige Gesetzmäßigkeit ihm wichtig erscheinende Probleme der Technik und deren Gestaltung in der ihm jeweils genehmen Rationalität so ausformulieren, dass ein in sich schlüssiges, bedeutungsschwangeres Gedankengebäude entsteht. Technik und deren Gestaltung werden in der selbst gestalteten Manege von den interpretierenden Artisten zumeist als direktes Ergebnis wissenschaftlicher Tätigkeiten und damit in der unmittelbaren Verantwortung von. Wissenschaftlern liegend dargestellt und zudem bewusst oder unbewusst bevorzugt in den normativen Kategorien „Sollen“ und „Dürfen“ vorgetragen. Aus der Chaos-Forschung ist bekannt, dass alles mit allem verknüpft ist, also wird in dieser Manege intellektueller Eitelkeiten auch alles mit allem in Relation gesetzt. Das zeugt von kompetentem Problembewusstsein … erzeugt aber leider nur Ratlosigkeit. In immer wiederkehrenden Vorführungen wie Konferenzen, Vorträgen und Publikationen zu „Technik“ werden „Virtuelle Realitäten“ erstellt. Diese haben mit einer lebensweltlichen Erfahrung der Realität von Technik und deren Gestaltung nur entfernt zu tun. Der Kaiser „Technik“ wird in immer neue virtuelle Gewänder gekleidet. Aus der Perspektive der praktischen Lebenswelt jedoch bleibt er nackt.
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Fürstenwerth, H. (2003). Wollen und Können sind unverzichtbare Bestandteile der Technikgestaltung. In: Grunwald, A. (eds) Technikgestaltung zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55473-5_12
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