Zusammenfassung
Bei der Analyse von Entscheidungsproblemen bei Risiko in den vorherigen Kapiteln wurden die nachfolgenden Entscheidungen zukünftiger Zeitpunkte bzw. Perioden nicht explizit berücksichtigt. Die Trennung der gegenwärtigen Entscheidungen von zukünftigen mag sinnvoll erscheinen, weil es im Grunde zunächst nur darum geht, welche Maßnahmen gegenwärtig zu ergreifen sind; über die Aktionen zukünftiger Zeitpunkte kann immer noch dann entschieden werden, wenn diese Aktionen zur Auswahl stehen.
Gleichwohl bestehen zwischen den Entscheidungen über Aktionen zu verschiedenen Zeitpunkten im Allgemeinen enge (intertemporale) Abhängigkeiten, sodass die gegenwärtigen Aktionen nicht isoliert von den zukünftigen optimal bestimmt werden können. Andererseits sind in Risikosituationen die zukünftigen Aktionsmöglichkeiten sowie die zukünftigen Ausprägungen entscheidungsrelevanter Daten (die „Umweltentwicklung“) nicht mit Sicherheit bekannt. Da sich der Informationsstand im Zeitablauf verbessert, erscheint es sinnvoll, über die Maßnahmen eines zukünftigen Zeitpunkts letztlich erst dann zu entscheiden, wenn dieser Zeitpunkt eingetreten ist. Es können dann alle relevanten Informationen berücksichtigt werden, die bis zu diesem Zeitpunkt eingehen. Trotzdem darf nicht auf die Planung zukünftiger Maßnahmen verzichtet werden, da sonst die Basis für die Beurteilung gegenwärtiger Maßnahmen fehlt.
In diesem neunten Kapitel des Buches wird ein Ausweg aus diesem Dilemma aufgezeigt. Dieser besteht in dem Konzept der flexiblen Planung, bei dem für zukünftige Zeitpunkte bzw. Perioden bedingte (oder Eventual-) Pläne für alternative mögliche Umweltentwicklungen erstellt werden. Welcher dieser Pläne realisiert wird, hängt dann von der eintretenden Umweltentwicklung ab.
Zu Beginn des Kapitels wird zunächst die Bedeutung der flexiblen Planung als Entscheidungsprinzip verdeutlicht. Danach werden Modelle der flexiblen Planung diskutiert und Implikationen der flexiblen Planung verdeutlicht. Diese Implikationen werden mit denen der („rollenden“) „starren“ Planung verglichen, bei der zukünftige Maßnahmen nicht in Form bedingter Pläne, sondern einheitlich für alle möglichen Umweltentwicklungen geplant werden. Abschließend wird verdeutlicht, wie Handlungsspielräume als Optionen für zukünftige Maßnahmen interpretiert werden können und welche Bedeutung das Konzept der flexiblen Planung für die Bewertung, Gestaltung und Nutzung von Handlungsspielräumen hat.
Dieses Kapitel bietet wichtige Grundlagen für das Verständnis der Bewertungsmodelle für zusätzliche Informationen (Kap. 10) und die Fundierung von Unternehmenszielen im Mehrperioden-Fall (Kap. 15).
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Bei rollender Planung erfolgt im Allgemeinen noch eine weitere Vereinfachung in der Weise, dass der Planungszeitraum „verkürzt“ wird. Dabei werden bei der Planung im Zeitpunkt 0 noch nicht alle Zeitpunkte bis zum Zeitpunkt T explizit berücksichtigt, sondern nur diejenigen bis zum Zeitpunkt T* < T. Bei der Planung in zukünftigen Zeitpunkten wird dann der Planungshorizont (bis zu dem explizite Pläne erstellt werden) sukzessive erweitert, sodass den laufenden Planungsaktivitäten jeweils dieselbe Anzahl von Planperioden zugrunde liegt (vgl. auch Kap. 18, Abschn. 18.2.4.1).
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Laux, H., Gillenkirch, R., Schenk-Mathes, H. (2014). Flexible Planung und Optimierung von Entscheidungsspielräumen. In: Entscheidungstheorie. Springer-Lehrbuch. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55258-8_9
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