Zusammenfassung
Die Formulierung eines Entscheidungsmodells zur Beurteilung der Qualität von Handlungsalternativen stellt selbst ein Entscheidungsproblem dar. Bei der Lösung dieses Problems geht es im Kern darum, in welchem Ümfangünd in welcher Weise gegebene Informationen im Modell abgebildet werden sollen. Dabei besteht in realen Entscheidungssituationen stets die Notwendigkeit zu vereinfachen. Das Entscheidungsmodell ist somit immer eine mehr oder weniger stark vereinfachte Abbildung der „Wirklichkeit“.
Die Vereinfachung eines Entscheidungsmodells ist ihrerseits ein komplexes Entscheidungsproblem. Für die Entscheidung darüber, wie die Vereinfachung erfolgen soll, sind die Kosten der Formulierung und Lösung des Modells (Planungskosten) in Form von Ausgaben und/oder durch Einsatz von Arbeit und Zeit gegen den Ertrag abzuwägen, der mit der Kenntnis der Modelllösung verbunden ist (mit anderen Worten die „Güte“s der Entscheidung, zu der das Modell führen wird). Vor allem der Ertrag lässt sich in der Regel jedoch nur schwer abschätzen.
In diesem letzten Kap. 18 des Buches wird die Konstruktion von Entscheidungsmodellen als (Vor-)Entscheidungsproblem untersucht. Zunächst werden Grundformen der Modellvereinfachung und damit verbundene mögliche Konsequenzen diskutiert und es wird verdeutlicht, dass die Vereinfachung ihrerseits ein Entscheidungsproblem ist, das grundsätzlich nach dem Prinzip der flexiblen Planung (Kap. 9) angegangen werden sollte. Sodann werden Modellvereinfachungen aus normativer Sicht mit Erkenntnissen der deskriptiven Entscheidungstheorie (Kap. 6) verglichen. Abschließend werden Möglichkeiten und Grenzen der Vereinfachung komplexer Entscheidungsmodelle durch ihre Zerlegung in Partialmodelle behandelt.
Das Kapitel macht allgemein Grenzen der Anwendung des entscheidungstheoretischen Instrumentariums bei Vereinfachungen deutlich. Dadurch werden zugleich auch die Grenzen „rationaler“ Entscheidungen bei allen jenen Entscheidungsproblemen sichtbar, die in den vorhergehenden Kapiteln analysiert wurden. Trotz dieser Grenzen müssen jedoch Entscheidungen nicht willkürlich getroffen werden. Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellten Entscheidungsmodelle zeigen, welche Zusammenhänge für die jeweilige Problemlösung relevant sind. Damit geben sie zugleich Anregungen und Orientierung für vereinfachte Modellkonstruktionen; erst wenn eine problemadäquate, theoretisch fundierte Modellstruktur bekannt ist, kann beurteilt werden, welche Vereinfachungen überhaupt in Betracht kommen, wie sie sich auf die Qualität der Entscheidungen auswirken können und welche Informationen für „gute“ Entscheidungen besondere Bedeutung haben.
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Laux, H., Gillenkirch, R., Schenk-Mathes, H. (2014). Vereinfachung von Entscheidungsmodellen als Entscheidungsproblem. In: Entscheidungstheorie. Springer-Lehrbuch. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55258-8_18
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