Zusammenfassung
Der Beitrag von Böttcher erläutert, unter welchen Rahmenbedingungen eine Projektfinanzierung geeignet ist, um ein Biokraftstoffprojekt zu realisieren. Kritisch für die Realisierung erscheint insbesondere die Notwendigkeit einer vertraglichen Verknüpfung zwischen agrarischen Bezugsmärkten und dem Mineralölmarkt. Sofern diese Verknüpfung gelingt, ergeben sich verschiedene Möglichkeiten für eine Optimierung der Finanzierungsstruktur. Zentral für das Risikomanagement bleibt dabei das Ausmaß der Verknüpfung zwischen Bezugs- und Absatzmarkt. Daneben treten die Ausgestaltung einzelner Finanzierungsparameter wie der Darlehenslaufzeit, der Tilgungsstruktur und der Schuldendienstreserve.
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Notes
- 1.
Wesentlich ist die Fragestellung, ob die agrarischen Beschaffungsmärkte und der Absatz in die Mineralölindustrie in den Aspekten Preisen miteinander fest verbunden werden können oder nicht. Siehe hierzu die Ausführungen in Kap. 8 in diesem Band und die darauf aufsetzenden Ausführungen.
- 2.
Selbstverständlich sollten in diesem Zusammenhang die ökonomischen Anforderungen berücksichtigt werden, die an einen regulierenden staatlichen Eingriff zu stellen sind. Grob vereinfacht können Tatbestände eines Marktversagens ein staatliches Eingreifen in den marktlichen Koordinationsprozess begründen. Zu einer zusammenfassenden Darstellung siehe Böttcher (2013, S. 43–65).
- 3.
Auch eine ökonomische Analyse der Vertragsbeziehungen legt eine derartige Verknüpfung von Risiko und Risikoträgerschaft nahe. Aus Effizienzgesichtspunkten ist es besser, wenn die Risikozuweisung auf den Risikoeintritt konditioniert ist. Siehe hierzu Böttcher (2009, S. 67–69).
- 4.
Für die Projektprüfung bedeutet dies: Die Fremdkapitalgeber müssen sich nicht nur über die Tragfähigkeit des Projektes aufgrund seines erwarteten Cashflow-Stroms in der Betriebsphase Gedanken machen, sondern bis zum Abschluss der Fertigstellungsphase in ihren Analysen die Bonität der Sponsoren mit berücksichtigen. Dabei muss man auch vor Augen haben, dass die Haftung der Sponsoren oder des Generalunternehmers nicht unbeschränkt, sondern aus ökonomischen Überlegungen regelmäßig betragsmäßig begrenzt ist.
- 5.
Der frühest mögliche Zeitpunkt ist die Errichtung der Anlage, also das Ende der Bau- und Montagearbeiten (physische Fertigstellung). Allerdings kommt es für den Wert einer Anlage auf deren Funktionstüchtigkeit an – Fertigstellung meint in diesem Zusammenhang den Probelauf, bei dem bestimmte Leistungsparameter nachgewiesen werden müssen. Darüber hinaus kann eine gewisse Betriebszeit gefordert sein, in der stufenweise bestimmte Leistungsparameter nachgewiesen werden müssen. Am weitesten geht die Forderung, dass auch bestimmte Wirtschaftlichkeitskriterien des Anlagenbetriebs nachgewiesen werden (Economic Test). Sofern Parameter herangezogen werden, die nicht mit der Anlage selbst zusammenhängen (z. B. realisierte Nachfrage), verschiebt sich der Charakter einer Non-Recourse-Projektfinanzierung wieder in Richtung einer Unternehmensfinanzierung.
- 6.
Aufgrund der hohen Schäden, die bei einem Stillstand der Anlage im Falle der nicht fristgerechten Belieferung oder bei einem Einsatz von Fremd- oder Störstoffen entstehen können, muss die Haftungsregelung sehr sorgfältig geprüft werden.
- 7.
Da es sich bei den Rating-Tools um separate Software-Anwendungen handelt, die für den Benutzer lediglich Eingaben zulassen, können die Details des Verfahrens im Rahmen dieser Darstellung leider nicht vorgestellt werden.
- 8.
Der Baseler Ausschuss hat in 2004 ein Kapitalregelwerk verabschiedet (Basel II), das im Kreditwesengesetz und der Solvabilitätsverordnung in deutsches Recht umgesetzt worden ist. Siehe hierzu z. B Cramme et al. (2007).
- 9.
Dr. Frank Silber wird sich im folgenden Kap. 14 intensiv mit dem Thema der Korrelation und den Möglichkeiten einer Risikovernichtung beschäftigen.
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Böttcher, J. (2014). Projektfinanzierung eines Biokraftstoffprojektes. In: Böttcher, J., Hampl, N., Kügemann, M., Lüdeke-Freund, F. (eds) Biokraftstoffe und Biokraftstoffprojekte. Springer Gabler, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55066-9_11
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