Skip to main content

§ 9 Wohneigentum und Sozialstaat

  • Chapter
  • First Online:
Wohneigentum

Zusammenfassung

Die Versorgung mit Wohnungen wird in Deutschland dem Markt überlassen. Sozialpolitische Korrekturen sind erforderlich, weil sich am Markt nicht alle Haushalte angemessen mit Wohnraum versorgen können. Als wohnungsbezogene Sozialpolitik werden diejenigen Maßnahmen bezeichnet, die auf eine angemessene Wohnungsversorgung der Zielgruppenhaushalte gerichtet sind. Dabei ist zwischen Objekt- und Subjektförderung zu unterscheiden. Von vielen marktwirtschaftlich orientierten Ökonomen wird der soziale Wohnungsbau abgelehnt. Trotz seiner Nachteile ist aber nicht auszuschließen, dass er eine angemessene Wohnungsversorgung der Zielgruppen in Engpasssituationen kostengünstiger erreicht als die Subjektförderung. Diese erfolgt in Deutschland über ein duales System, das aus der Übernahme der Unterkunftskosten im Rahmen der Mindestsicherung und dem Wohngeld besteht. Da diese Dualität wenig zweckmäßig ist, sollte eine Vereinheitlichung angestrebt werden.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 89.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as EPUB and PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Hardcover Book
USD 119.99
Price excludes VAT (USA)
  • Durable hardcover edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Notes

  1. 1.

    Diese Werte wurden anhand der beiden folgenden Quellen errechnet: RegioKontext GmbH (2011, S. 32) und Statistisches Bundesamt (2013).

  2. 2.

    Das bedeutet freilich nicht, dass das Vorhandensein von nicht angemessen versorgten Haushalten in niedrigpreisigen und/oder entspannten Wohnungsmärkten ausgeschlossen wäre. Denn auch in solchen Märkten gibt es Haushalte mit Zahlungs- und Zugangsproblemen – allein schon deshalb, weil Vermieter stets eine Miete fordern werden, die zumindest ihre variablen Kosten der Vermietung deckt und die deshalb für manche Haushalte nicht tragbar ist.

  3. 3.

    Streng genommen greift die Subjektförderung nur dann nicht ins Relativpreisgefüge einer Volkswirtschaft ein, wenn sie – quasi als „Kopfsubvention“ – völlig losgelöst von der Bedürftigkeit und von Wohnungs- bzw. Wohnungsmarktmerkmalen erfolgen würde. Dies ist jedoch weder beim Wohngeld noch bei den Kosten der Unterkunft der Fall. Allerdings sind die durch diese beiden Instrumente bewirkten Relativpreisverzerrungen nach herrschender Meinung als vernachlässigbar einzustufen.

  4. 4.

    Beispielsweise wird Wohngeld grundsätzlich nur für ein Jahr bewilligt, wobei bei einer maßgeblichen Änderung der für die Höhe des Wohngeldanspruchs relevanten Faktoren innerhalb des Bewilligungszeitraums eine Überprüfung und Neuberechnung des Wohngeldanspruchs vorgenommen wird.

  5. 5.

    Das Wohnungsangebot kann kurzfristig zwar nicht durch Neubau gesteigert werden, wohl aber durch Umnutzung oder durch kurzfristig durchführbare Bestandsmaßnahmen (Instandsetzung, Instandhaltung oder Modernisierung), wodurch die Lebensdauer bzw. Marktfähigkeit einer Wohnimmobilie verlängert bzw. wiederhergestellt werden kann.

  6. 6.

    Durch die seit 1994 bestehende Modernisierungsförderung wird insofern eine Angebotsausweitung bewirkt, als durch eine Modernisierung die Lebensdauer und damit auch die Marktfähigkeit einer Immobilie verlängert werden (vgl. auch Fußnote 5).

Literatur

  • Aktionskreis Kindergeld und Sozialhilfe des Caritasverbands Saarlouis (2011) Merkblatt 9 zu Hartz IV – Stand 06/2011. http://www.dzvk.dwsaar.de/Materialien/Merkblaetter/MB2012/Merkblatt%209%20-%20Unterhalt_2012.pdf. Zugegriffen: 30. Sept. 2013

  • Andersen U, Woyke W (Hrsg) (2003) Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Leske+Budrich 2003. Lizenzausgabe Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung 2003. Stichwort. Sozialstaat. http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/40372/sozialstaat. Zugegriffen: 3. Sept. 2013

  • Bäcker G, Naegele G, Bispinck R, Hofemann K, Neubauer J (2010) Sozialpolitik und soziale Lage in Deutschland. Band 1: Grundlagen, Arbeit, Einkommen und Finanzierung. VS Verlag, Wiesbaden

    Google Scholar 

  • Blumenroth U (1975) Deutsche Wohnungspolitik seit der Reichsgründung. Darstellung und kritische Würdigung. Beiträge zum Siedlungs- und Wohnungswesen, Band 25. Institut für Siedlungs- und Wohnungswesen der Universität Münster, Münster

    Google Scholar 

  • Börsch-Supan A (1993) Wohngeld und Wohnerverhalten. Gutachten im Auftrag des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau für die Expertenkommission Wohnungspolitik. In: Expertenkommission Wohnungspolitik (Hrsg) Materialband zum Gutachten Wohnungspolitik auf dem Prüfstand

    Google Scholar 

  • Bundesagentur für Arbeit (2010) Arbeitsmarkt in Zahlen. Statistik der Grundsicherung für Arbeitsuchende. Geldleistungen für Bedarfsgemeinschaften, Januar 2010 bis Dezember 2010. http://statistik.arbeitsagentur.de. Zugegriffen: 30. Sept. 2013

  • BVerfG (2010) 1 BvL 1/09 vom 9.2.2010, Absatz-Nr. (1–220) http://www.bverfg.de/entscheidungen/ls20100209_1bvl000109.html. Zugegriffen: 4. Sept. 2013

  • Cischinsky H, Kirchner J (2011) Die Zuschussrente: Eine falsche Therapie bei richtiger Diagnosestellung. Wirtschaftsdienst. Zeitschrift für Wirtschaftpolitik 91(12):849–854

    Google Scholar 

  • Deutsche Bank Bauspar AG (1992) Mietwohnungsbau ist für den Staat am teuersten. Presseinformation

    Google Scholar 

  • Dick E (1986) Wohngeld als Steuerungsinstrument der Wohnungspolitik? In: Heuer JHB, Nachtkamp HH (Hrsg) Wohnungspolitische Instrumente in einer liberalen Wohnungswirtschaft. Schriften für Sozialökologie, Band 37, Selbstverlag des gemeinnützigen Fördervereins der Arbeitsgemeinschaft für Wohnungswesen, Städteplanung und Raumordnung an der Ruhr-Universität Bochum e. V. und der gemeinnützigen Fördergesellschaft der Mannheimer Arbeitsgemeinschaft für Wohnungswesen, Kreditwirtschaft und Raumplanung der Universität Mannheim e. V., S 4–27

    Google Scholar 

  • Die Welt (2012a) Ramsauer fordert mehr sozialen Wohnungsbau. http://www.welt.de/107260420. Zugegriffen: 20. Sept. 2013

  • Die Welt (2012b) So will Ramsauer steigende Mieten stoppen. http://www.welt.de/118889314. Zugegriffen: 20. Sept. 2013

  • Eekhoff J (2002) Wohnungspolitik. Mohr Siebeck, Tübingen

    Google Scholar 

  • Falterbaum J (2011) Sozialstaat. In: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg) Fachlexikon der sozialen Arbeit. Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden, S 848–850

    Google Scholar 

  • Familienkasse Direktion RV 1–8606.1: Durchführungsanweisungen Kinderzuschlag. Stand: Januar 2013

    Google Scholar 

  • Hübl L, Hohls-Hübl U, Möller K-P (1989) Mieterhaushalte an der Schwelle zur Eigentumsbildung. Eigentumsförderung: Ein wirksamer weg zur Schließung der Versorgungslücke am Wohnungsmarkt. LBS-Schriftenreihe – Band 12, Hannover

    Google Scholar 

  • Kampmann S, Hentschel A (1997) Soziale Sicherheit und Wohnungsversorgung. In: Mändle E (Hrsg) Wohnungs- und Immobilien-Lexikon. Hammonia-Verlag GmbH, Hamburg, S 736–737

    Google Scholar 

  • Kirchner J (1994) Strategien zur Erhöhung des Wohnungsangebots. Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 114(2):193–214

    Google Scholar 

  • Kirchner J (2006) Wohnungsversorgung für unterstützungsbedürftige Haushalte. Deutsche Wohnungspolitik im europäischen Vergleich. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden

    Google Scholar 

  • Kirchner J (2007) The declining social rental sector in Germany. Eur J Hous Policy 7(1):85–101

    Article  Google Scholar 

  • Kirchner J, Cischinsky H (2013) Soziale Absicherung des Wohnens – Vergleich, Schnittstellen und Harmonisierungsansätze der Systeme. Im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung

    Google Scholar 

  • Lampert H, Althammer J (2007) Lehrbuch der Sozialpolitik. Springer, Heidelberg

    Google Scholar 

  • Leonhardt K (1996) Wohnungspolitik in der Sozialen Marktwirtschaft. Haupt, Bern

    Google Scholar 

  • Mändle E (1997) Soziale Marktwirtschaft und Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. In: Mändle E (Hrsg) Wohnungs- und Immobilien-Lexikon. Hammonia-Verlag GmbH, Hamburg, S 733–735

    Google Scholar 

  • Malottki C von, Kirchner J (2011) Aktuelle kommunale Verfahren zur Regelung der Angemessenheitsgrenzen der Kosten der Unterkunft. In: Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg) Soziale Absicherung des Wohnens, Informationen zur Raumentwicklung, Heft 9.2011

    Google Scholar 

  • Mayer A (1998) Theorie und Politik des Wohnungsmarktes. Eine Analyse der Wohnungspolitik in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung der ökonomischen Theorie der Politik. Duncker & Humblot GmbH, Berlin

    Google Scholar 

  • Nachtkamp H (1991) Subventionen und steuerliche Sonderregelungen für die Wohnungswirtschaft als Finanz- und sozialpolitisches Problem. In: Jenkis H (Hrsg) Kompendium der Wohnungswirtschaft. R. Oldenbourg Verlag GmbH, München, S 98–117

    Google Scholar 

  • Nolte R, Voß O (1997) Nachfrage- und Angebotswirkungen des Wohngeldes. Theoretische Analyse und empirische Überprüfung. Beiträge zum Siedlungs- und Wohnungswesen und zur Raumplanung, Band 178. Selbstverlag des Instituts für Siedlungs- und Wohnungswesen und des Zentralinstituts für Raumplanung der Universität Münster, Münster

    Google Scholar 

  • RegioKontext GmbH, Plan und Praxis GbR (2011) Fortführung der Kompensationsmittel für die Wohnraumförderung. Im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

    Google Scholar 

  • Schellhaaß H-M (1988) Das Wohngeld als Instrument zur sozialen Sicherung des Wohnens. WiSt 17(1):12–17

    Google Scholar 

  • Schubert K, Klein M (2011) Das Politiklexikon. Dietz, Bonn

    Google Scholar 

  • Statistisches Bundesamt (2010a) Sozialhilfestatistik. Tabelle G5: Empfänger und Empfängerinnen von Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (4. Kapitel SGB XII) am 31.12.2010 nach Aufwendungen für Unterkunft und Heizung, Staatsangehörigkeit, Empfängergruppe und Geschlecht

    Google Scholar 

  • Statistisches Bundesamt (2010b) Sozialhilfestatistik. Tabelle B11: Bedarfsgemeinschaften mit Hilfe zum Lebensunterhalt außerhalb von Einrichtungen nach durchschnittlichen monatlichen Zahlbeträgen und Typ der Bedarfsgemeinschaft am 31.12.2010

    Google Scholar 

  • Statistisches Bundesamt (2011) Vierteljährliche Wohngeldstatistik, Tabelle 2 B, Quartal I bis IV 2011

    Google Scholar 

  • Statistisches Bundesamt (2013) Bauen und Wohnen. Baugenehmigungen/Baufertigstellungen. Lange Reihen z. T. ab 1949, Tabelle 1. https://www.destatis.de. Zugegriffen: 30. Sept. 2013

  • Steinert J (1997) Soziale Wohnungsmarktwirtschaft, Grundprinzipien. In: Mändle E (Hrsg) Wohnungs- und Immobilien-Lexikon. Hammonia-Verlag GmbH, Hamburg, S 737–739

    Google Scholar 

  • Stimpel R (1990) Der verbaute Markt. Villenglück und Wohnungsnot. Fischer Taschenbuch Verlag GmbH, Frankfurt a. M.

    Google Scholar 

  • Vaché M, Malottki C von (2013) Wohnungsmarktbericht 2013 für Nord-, Mittel- und Südhessen, Institut Wohnen und Umwelt, Darmstadt 2013, S 14. Studie im Auftrag des VdW südwest

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Joachim Kirchner Dipl.-Soziologe, Dipl.-Volkswirt. .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2014 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

About this chapter

Cite this chapter

Kirchner, J., Cischinsky, H. (2014). § 9 Wohneigentum und Sozialstaat. In: Voigtländer, M., Depenheuer, O. (eds) Wohneigentum. Bibliothek des Eigentums, vol 11. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-54825-3_9

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-54825-3_9

  • Published:

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-642-54824-6

  • Online ISBN: 978-3-642-54825-3

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics